Baden-Wuerttemberg

Orstteil Neuthard

Das Wappen der früheren Gemeinde Neuthard zeigt in Blau auf grünem Schildfuß eine nach links auffliegende Ente in Silber, Schnabel und Füße wie auch der darüberstehende Stern in Gold.

Wappendeutung:
Die Entstehung des Wappens ist nicht schriftlich aufgezeichnet. Die auffliegende weiße Ente auf blauem Grund gilt den Neuthardern als Wappentier. In früherer Zeit floss durch Neuthard ein Dorfbach, der vom Lachengraben gespeist wurde und immer so viel Wasser führen sollte, dass eine Ente schwimmen konnte. Er galt als Tränke und Tummelplatz für das Vieh. Am unteren Ende des Dorfes lief das Wasser den Kammerforst entlang und ergoss sich in den Saugraben. Unterwegs gab es Überschwemmungen, so dass sich dort Wildenten aufhielten. Fürstbischof Heinrich Hartard ließ 1716 einen Entenfang anlegen. Die Anlage wurde von Kardinal Schönborn zu einem Tiergarten erweitert. Bis 1746 galt das alte Gemeindesiegel, das in der Mitte des Ovals ein großes „N“ zeigte, darunter ein sechsstrahliger Stern und um die Peripherie die Ortsbezeichnung „Neithart“, zwischen Anfang und Ende dieser Ortsbezeichnung wiederum ein solcher Stern. Das Gemeindeseigel von 1775 zeigte bereits anstelle des „N“ eine Ente und darüber den Stern.

Geschichtliche Einordnung:
Mit einer Schenkung des Kaisers Heinrich III. an den Bischof Konrad I. von Speyer im Jahre 1056 ging die Lußhardt und das Gebiet des Hofes von Bruchsal in speyerischen Besitz über. Diese Schenkung dürfte mit dem Gebiet des „Hofes Bruchsal“ auch den Flecken beinhaltet haben, auf dem heute der Ort Neuthard steht. Geschichtlich wird der Ort allerdings erst im Jahre 1281 erstmals unter der Schreibweise „Nythard“ urkundlich erwähnt. In einer weiteren Urkunde aus dem Jahre 1299 verkaufte Ritter Gerhard von Ubstadt an das Kloster von Herrenalb ein Drittel des Kronzehnten in der Mark Bruchsal, mit Ausnahme von Forst, Neuthard und Büchenau. Schon ein Jahr später verkaufte er in diesen Orten das Zehntrecht an den Johanniterorden, welcher in Bruchsal ansässig war. 1319 wurde ein Teil des Zehnten von Nythard (Neuthard) und Buchelnawe (Büchenau) an die Klöster von Herrenalb und Frauenalb abgegeben. Am 15. Februar 1377 kamen Neuthard, Büchenau, Unter- und Obergrombach in den Besitz des Ullrich von Württemberg, Probst von Speyer. Aus weiteren Urkunden ist zu entnehmen, dass die Zehntrechte in den nächsten Jahrhunderten zahlreichen Verpfändungen an verschiedene Herren und Klöster unterworfen waren. Durch den 30-jährigen Krieg ging die Einwohnerzahl von 33 auf 7 Familien zurück. Eine Volkszählung 1744 ergab 302 Einwohner. Der Anbau von Sonderkulturen, wie Hopfen und Tabak, war Grundlage für die Weiter- und Aufwärtsentwicklung, so dass der Ort um 1900 bereits 900 Einwohner zählte. Landwirtschaft und Handwerk prägten das Dorf. Ende des 19. Jahrhunderts kamen neue Berufe, z.B. bei Bahn und Post dazu. Der Ackerbau aber war weiterhin der Hauptverdienst. Die Jahrhundertwende kann als Beginn des Strukturwandels der Gemeinde Neuthard angesehen werden. Nach 1945 wurden viele Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus Osteuropa aufgenommen. Gleichzeitig wurde die Landwirtschaft mit der Sonderkultur Spargel immer mehr verdrängt. Wie alle Hardtgemeinden hat auch Neuthard nunmehr eine rasche Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen. Wohnungsbau und Industrieansiedlung ließen die Bevölkerung anwachsen.

Neuthard gehörte viele Jahrhunderte zum Hochstift Speyer. Im Zuge der Mediatisierung aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses kam es 1803 zum Großherzogtum Baden. Dort gehörte der Ort zum Landkreis Bruchsal, mit dem er 1973 im Rahmen der Kreisreform im Landkreis Karlsruhe aufging.

Weiteres zum Ortsteil Neuthard:
Neuthard (4.210 Einwohner, Stand Nov. 2019), umgeben von Natur, Wald und Bachläufen, hat sich vom einst landwirtschaftlich geprägten Dorf zu einem modernen Ortsteil mit einem hervorragenden Wohnwert und liebenswertem Charme entwickelt. Markante Gebäude sind neben der katholischen Pfarrkirche St. Sebastian das Rathaus mit seinem Giebeltürmchen, die schön restaurierte Alte Zigarrenfabrik, die historische Mauer beim alten Pfarrhaus und die Marienkapelle. Alte Gässchen und historische Gebäude fügen sich harmonisch in das Ortsbild ein. Lebendiger Bürgersinn, Anpassungsfähigkeit und Tatkraft ließen die Dorfgemeinschaft über gute und schlechte Zeiten hinweg bestehen. Bis heute sind Heimatliebe, Fleiß und Zusammenhalt überlieferte Tugenden der Einwohner. Neuthard präsentiert sich als aufstrebender und liebenswerter Ortsteil mit hohem Wohnwert.