Baden-Wuerttemberg

Gemeinde Lenzkirch

In Siber (Weiß) auf grünem Boden eine rote Kirche mit rechtsstehendem Turm, aus dem hinteren Schildrand hervorwachsend eine grüne Blumenranke mit drei golden (gelb) besamten blauen Blüten.

Die Erwähnung des Swigger von Lendischilicha, eines Mitglieds einer bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts bezeugten örtlichen Adelsfamilie, um das Jahr 1113 im Rotulus Sanpetrinus ist zugleich das erste schriftliche Zeugnis über den im oberen Haslachtal gelegenen Ort.

Die nahe bei Lenzkirch im 13. Jahrhundert erbaute Burg Urach war der Sitz einer nach dieser Burg benannten Ministerialenfamilie der Grafen von Urach. Die kleine Herrschaft Lenzkirch, die sich die Herren von Urach im 13. Jahrhundert geschaffen hatten, ging kurz vor 1296 an die Grafen von Freiburg, eine Linie der Grafen von Urach, und wenig später an die Herren von Blumegg über. 1491 erwarben die Grafen von Fürstenberg die Herrschaft, die aus den Vogteien Ober- und Unterlenzkirch, Alt- und Neuglashütten, Bärental, Falkau, Fischbach, Kappel, Raitenbuch und Saig sowie dem Paulinerkloster Grünwald bestand. Der Vogt des Amtes Lenzkirch hatte seinen Sitz in Oberlenzkirch. 1800 mit dem fürstenbergischen Amt Neustadt vereinigt, wurde die Vogtei nach dem Übergang an Baden 1806 aufgelöst. Bis zur Kreisreform 1973 zählte Lenzkirch zum Amtsbezirk/Landkreis Neustadt (seit 1956 Landkreis Hochschwarzwald). Die Unterscheidung von Ober- und Unterlenzkirch ist seit dem 14. Jahrhundert belegt (villa Niderndorf 1352, Oberdorf 1428). 1866 wurde der Ortsname Oberlenzkirch auf Wunsch der Gemeinde mit großherzoglicher Entschließung zu Lenzkirch vereinfacht. Nachdem bereits am 1. April 1925 Unterlenzkirch nach Lenzkirch eingemeindet worden war, erfuhr die Gemeinde, die inzwischen Bedeutung als heilklimatischer Kurort besitzt, durch die Eingemeindungen von Raitenbuch (1. Juli 1972), Saig (1. Oktober 1974) und Kappel (1. Januar 1975) eine erneute Vergrößerung, so daß sie nun den größten Teil des ehemaligen Amts Lenzkirch umfaßt.

Bereits das älteste Siegel des Gerichts lenczkich aus dem 15. oder beginnenden 16. Jahrhundert, von dem ein Abdruck im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv überliefert ist, enthält im Wappenschild als redendes Bild eine mit einem Firstkreuz über dem Chor geschmückte Kirche mit rechtsstehendem Turm. Auch der noch erhaltene Vogtsstab des Amtes Lenzkirch ist an seiner Spitze mit einer silbernen Kirche verziert.

Das in der Huldigungsliste von 1811 für 0berlenzkirch verwendete Siegel mit der Umschrift VOGT.VND.GERICHTSSTAB.LENTZKIRCH stammt aus dem 18. Jahrhundert und enthält einen mit Laubwerk und Lilien zu beiden Seiten umgebenen Wappenschild, darüber einen geflügelten Engelskopf. Neben der naturalistinaturalistisch dargestellten Lenzkircher Pfarrkirche zeigt das Wappen eine aus dem hinteren Schildrand hervorwachsende Blumenranke als Symbol für die volksetymologische Deutung des Bestandteils Lenz des Ortsnamens. Daneben oder später (Nachweise liegen für 1827 - 1835 vor) siegelte das Vogtamt mit einem Prägestempel, der mit der in vereinfachter Form gezeichneten Kirche mit heraldisch linksstehendem Turm und den Buchstaben LK (Lenzkirch) versehen ist.

Der veränderte Wiederaufbau der Kirche nach dem Brand von 1813 spiegelt sich in den späteren Siegelbildern wider. Sie zeigen eine aus Quadern errichtete Kirche mit linkstehendem Turm, der nun statt der bisherigen Zwiebelhaube ein spitzes Dach trägt. Nur das mit einer Uhr versehene Obergeschoß des Turmes ist verputzt. Das historisch nicht nachweisbare Prädikat Stadt in der Umschrift (STADT OB.LENZKIRCH) scheint auf einen Fehler des Graveurs zurückzuführen zu sein, denn 1866 stellte der Gemeinderat anläßlich seines Antrags auf Änderung des Ortsnamens und Siegels fest, „daß wir uns nicht erinnern, das die hiesige Gemeinde einmal soll das Stadtrecht erworben haben, mithin glaubt man, das 'Stadt' und 'Ober' in unserem Ortssiegel überflüßig seien.“

Die beiden nach der Umbenennung des Ortes verwendeten, ab 1866 und 1897 nachweisbaren, Stempel bringen die Kirche auf einem Boden stehend in feinerer Zeichnung und wieder mit heraldisch rechtsstehendem Turm.

Das Gemeindewappen entspricht dem im Vogtssiegel des 18. Jahrhunderts abgebildeten Wappen und wurde vom Generallandesarchiv, das zunächst nur in blauem Schild auf grünem Boden eine Kirche in natürlichen Farben vorgeschlagen hatte, auf ausdrücklichen Wunsch der Gemeinde so gestaltet, die ursprünglich das naturgetreue Abbild ihrer Kirche beibehalten wollte. Am 3. März 1910 billigte der Gemeinderat den Entwurf, nach dem der Freiburger Graveur Arnold das neue Gemeindesiegel im April des gleichen Jahres anfertigte. Gleichwohl verwendete man noch bis in die zwanziger Jahre auch die Stempel des 19. Jahrhunderts. Die 1910 festgelegten natürlichen Farben der Kirche sind inzwischen heraldisch bereinigt.

Unterlenzkirch siegelte die Huldigungsliste des Jahres 1811 mit einem archaisch wirkenden, quadratischen Stempel mit den Buchstaben ULK, der noch aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammen dürfte.

Ab 1842 können Abdrucke von Präge- und Farbstempeln nachgewiesen werden, die im Siegeloval eine auf dem Boden stehende Kirche mit heraldisch linksstehen¬dem Turm und eine aus der oberen rechten Innenlinie hervorstrahlende Sonne zeigen. In den beiden älteren Stempeln besitzt die Kirche noch einen Choranbau.

Zur Unterscheidung vom Wappen Lenzkirchs schlug das Generallandesarchiv 1909 als Wappen vor: „In gelbem (goldenem) Schild auf grünem Boden eine Kirche in natürlichen Farben. Der Schild ist umgeben von dem silber (weiß}-blauen fürstenbergischen Wolkenrand“. Die Gemeinde beschloß jedoch im August desselben Jahres. den erst vor zwei Jahren erneuerten Stempel beizubehalten. der dann auch bis zur Eingemeindung 1925 in Gebrauch blieb.


Zur Gemeinde Lenzkirch gehören folgende Ortsteile.
Kappel, Ortsteil
Raitenbuch, Ortsteil
Saig, Ortsteil

Eine Übersicht dieser Ortsteile finden Sie auf dieser Wappenübersicht.