Baden-Wuerttemberg

Gemeinde Siegelsbach

In einem von Rot und Gold gespaltenen Schild ein sechsstrahliger Stern in verwechselten Farben.

Wann das Siegelsbacher Ortsgericht erstmals ein Siegel benutzte, wissen wir nicht. Nachdem die Grafen von Wiser Ortsherren geworden waren, führte es jedenfalls ein solches mit dem Wiserschen Familienwappen, wenn auch in abgewandelter und vereinfachter Form. Der Älteste erhaltene Abschlag stammt von 1750, weitere, wenn auch meist unvollkommene Abschläge, liegen bis 1806 vor. Die Umschrift lautet „SIGELSPACHER GERICHTS INSIGEL“.
Es enthält den mehrfach geteilten Schild, der mit dem Stammwappen, dem Stern, belegt ist, und die Grafenkrone mit den neun Perlen. Der Stern ist allerdings nicht sechs-, sondern achtstrahlig. Die beiden Löwen als Schildhalter sind durch stilisierte Formen ersetzt. Interessant ist vor allem die altertümliche Schreibweise des Ortsnamens. Das könnte ein Beweis dafür sein, daß es schon am Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Das Wisersche Amt benutzte nämlich später ein Siegel mit der Umschrift „SIEGELSBACHER KLEINES AMTSINSIGILL“.
Der Ortsname ist hier also korrekt geschrieben. Unterschiedlich ist auch die Gestaltung der Krone. Während im Wiserschen Wappen die Perlen in Dreiergruppen angeordnet sind, liegen sie beim Gerichtssiegel in einer Reihe.

1837 berichtete Pfarrer Mickel von Hüffenhardt, das Ortssiegel habe zwei Löwen und ein Wieselein sowie die Grafenkrone gezeigt. Das stimmt nicht ganz, denn auch dieses Siegel enthält zwei Wiesel. Die Umschrift lautet jetzt einfach „GEMEINDE SIEGELS BACH“ mit dem richtig geschriebenen Ortsnamen. Es war bis nach 1921 in Gebrauch. Danach benutzte die Gemeinde bis 1937 und dann wieder von 1945 bis 1960 in ihrem Siegel das neue Wappen, den Stern im gespaltenen Schild, unterschiedlich schraffiert. Zwischen 1937 und 1945 verschwanden die Gemeindewappen aus den Siegeln und wurden einheitlich durch das national-sozialistische Hoheitszeichen ersetzt. Seit 1960 ist die Wappenzeichnung weiter vereinfacht, der Stern mit spitzeren Strahlen ausgestattet.

Die Verwendung des grundherrschaftlichen Wappens im Gemeindesiegel war durchaus nichts Seltenes, im 19. Jahrhundert sogar weit verbreitet. Die Badische Gemeindeordnung von 1831 sagt über die Gemeindesiegel gar nichts aus. Erst eine Rundverfügung des badischen Innenministeriums vom 6. März 1895 nahm sich des Problems an. Den Gemeinden wurde vorgeschlagen, sich vom Generallandesarchiv in Karlsruhe, soweit erforderlich, einen Wappenentwurf anfertigen zu lassen, der nach Möglichkeit die Geschichte der Gemeinde widerspiegeln sollte. Schon 1901 wurde dem Gemeinderat vorgeschlagen, aus dem Wiserschen Familienwappen das Stammwappen mit dem sechsstrahligen Stern in veränderten Farben auszuwählen. Der Wunsch nach einer Anlehnung an das Hirschhornsche Wappen - die Herren von Hirschhorn waren schließlich viel länger Ortsherren in Siegelsbach als die Grafen von Wiser - konnte nicht erfüllt werden, weil schon bei einer ganzen Anzahl von Gemeinden auf dieses zurückgegriffen worden war. So dauerte es immerhin 20 Jahre, bis sich der Gemeinderat am 31. Januar 1921, in der Amtszeit von Bürgermeister Philipp Wagenbach, zur Annahme durchringen konnte. Seitdem führt die Gemeinde als Wappen in einem von Rot und Gold gespaltenen Schild einen sechsstrahligen Stern in verwechselten Farben.

Nicht bei allen Einwohnern stieß das neue Wappen auf Zustimmung, vor allem nicht in der national-sozialistischen Zeit. 1935 beklagte sich Bürgermeister Riemer, das am neubezogenen Rathaus angebrachte Gemeindewappen gefalle nicht, zumindest werde es nicht als zeitgemäß empfunden, es ähnele nämlich dem Freimaurerzeichen. Mit der Klage verbunden war der Wunsch nach einem ganz neuen Wappen. Das Generallandesarchiv lehnte mit dem Hinweis ab, eine Gemeinde könne nicht alle 20 Jahre ein neues Wappen erhalten. Der Bürgermeister ließ aber nicht locker und präsentierte sogar einen veränderten Entwurf. Die beiden Farbfelder Rot und Gold waren durch ein senkrecht verlaufendes, geschwungenes blaues Band (Bachsymbol) getrennt, der Stern außerdem in einen silbernen Kranz gesetzt. Das Generallandesarchiv reagierte aber gar nicht mehr, und das Wappen blieb in seiner ursprünglichen Form erhalten.

Am 16. Mai 1959, anläßlich der Siebenhundertjahrfeier, verlieh das Innenministerium von Baden-Württemberg der Gemeinde unter Nr. IV 31/36 Siegelsbach 1 eine Flagge in den Farben Gelb-Rot.