Baden-Wuerttemberg

Stadtteil Michelbach

Silbernes Hufeisen auf blauem Schild.

Michelbach gehört zu den frühesten Ansiedlungen des Murgtals. 1102 erstmals urkundlich erwähnt, reichen die Ursprünge des Ortes am Fuße des Mahlbergs und des Bernsteins weit ins frühe 11. Jahrhundert zurück. Der Name des Ortes geht nicht, wie man vermuten könnte, auf den Erzengel Michael zurück, wenn er auch der Patron der Kirche vor Ort ist. „michel“ bedeutet im Mittelhochdeutschen „groß“ und bezieht sich in dem heute knapp 2.000 Einwohner umfassenden Ort auf den Bach, der den – seit 1975 – Stadtteil Gaggenaus durchfließt.

Doch nun zum Wappen Michelbachs, das 1752 aus einem achtlöchrigen Hufeisen bestand. Das damalige „Michelpacher Gerichts Insigl“ war gemäß dem Zeitalter des Barock fein ausgearbeitet. Die Krone, die im 19. Jahrhundert über dem Hufeisen der Gemeinde Michelbach stand, musste weichen, als das Bezirksamt Gernsbach Einspruch gegen das „verbotswidrige Siegel mit einer Krone“ einlegte. Das mit einem Alternativvorschlag beauftragte Generallandesarchiv Karlsruhe riet am jahrhundertealten Hufeisen festzuhalten. Dem Vorschlag, fortan ein siebenlöchriges silbernes Hufeisen auf blauem Schild als Wappen Michelbachs zu führen, stimmte der Gemeinderat noch im Dezember 1900 zu.

Wie aber kam es, dass gerade das Hufeisen für Michelbach steht? Hier gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten. Die erste führte Heinrich Langenbach ins Feld, als er 1958 den ersten Band seiner Michelbacher Chronik vorlegte. Demnach leitet der Ort seine Herkunft von „Waldhufen“ ab. Eine Hufe oder Hube, so erläutert Fridjoff Klarhof in dem Band „900 Jahre Michelbach“, sei jenes Stück Land gewesen, das eine mittelalterliche Bauernfamilie benötigte, um überleben zu können. Grenzte dieses Stück Land an den Wald oder schloss diesen gar mit ein, so war es eine „Waldhufe“.

Von eben solchen Hufen, argumentiert Langenbach, leite sich das Wappen Michelbachs ab, nur dass man der Hufe die Form eines Hufeisens gab, wie es der Schmied anfertigt. Reine Spekulation dürfte allerdings sein, von den ursprünglich acht Hufnagellöchern auf acht Waldhufenstücke zu schließen, die am Anfang Michelbachs gestanden haben sollen. Langenbach geht gar so weit, im Hinblick auf das Michelbacher Symbol von einem „redenden Wappenschild“ zu sprechen.

Eine zweite Interpretation führt Klarhof ins Feld. Er meint, dass die Adeligen auf dem Schlossberg von Michelbach früh schon von ihren Ebersteiner Lehensherren ermächtigt worden sein könnten, ein eigenes Wappen zu führen. Diese Adeligen waren Ritter. Weil lediglich Hochadelige ab dem Grafenstand Wappenbilder mit Ross und Reiter hätten führen dürfen, könnten die Michelbacher Ritter auf das Hufeisen zurückgegriffen haben, um es als Wappen zu führen.

Wie dem auch sei: Das schöne Fachwerkdorf Michelbach wurde 2003 Landessieger und ein Jahr später Silbermedaillengewinner auf Bundesebene im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft“. Und das alles im Zeichen des Hufeisens. Letztlich sollte man sich in diesem Zusammenhang vielleicht wirklich mit der Weisheit begnügen, die Klarhof ans Ende seines Textes über das Michelbacher Wappen stellte: „Manche Dinge muss man in Frieden lassen. Ohne Geheimnisse kann der Mensch nicht leben.“