Baden-Wuerttemberg

Gemeinde Nufringen

Im roten Feld eine goldene Hafte.

Offiziell verliehen wurde das Wappen der Gemeinde im Januar 1938, nachdem die Württembergische Archivdirektion schon 1936 das alte Fleckenzeichen, die Hafte, als Wappensymbol bestätigt hatte; allerdings mit der Bemerkung: Der Archivdirektion ist nichts darüber bekannt, weshalb eine Hafte mit Nufringen in Beziehung gebracht wird.

Im Gemeindesiegel beziehungsweise -stempel wird die Hafte wahrscheinlich erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts geführt, sogar mit einer Krone auf dem Schild, und das bis in die Mitte der 1930er Jahre. Möglicherweise war die Krone ein Überbleibsel aus der Zeit des Königreichs, denn sie ist sogar auf einem alten Grenzstein mit eingemeißelt. Jedenfalls wurde die Form des Dienstsiegels im Schreiben der Archivdirektion vom 12. Juni 1936 insofern beanstandet, als sowohl die Krone wie Lorbeer- und Eichenzweige um das Wappenschild den heraldischen Anforderungen nicht entsprächen, das Wappen solle daher neu gestaltet werden. Mit der Kreisreform 1938, bei der Nufringen zum Kreis Böblingen kam, mußte das Dienstsiegel dann ohnehin geändert werden. Die Farben - im roten Feld eine goldene Hafte - sollten an die historische Verbindung mit Herrenberg und die Tübinger Pfalzgrafen erinnern.

Um die Bedeutung der Figur gab es etliche Mutmaßungen. Die nach unten offene Form der Hafte wurde von Heraldikern auch als gotisches N gedeutet, wie es etwa in der frühmittelalterlichen Unzialschrift vorkommt oder, mehr ins bäuerliche Umfeld passend, als Kummet. Andererseits gibt es etliche Gemeinden im Land, die genau dieselbe Hafte im Wappen führen, wie zum Beispiel Grömbach (Kreis Freudenstadt), Münchingen (bei Ludwigsburg) oder Notzingen (bei Kirchheim), und die ebenfalls keine gesicherte Beziehung zum Ortsnamen nachweisen können. Sicher jedenfalls ist, daß die Hafte als Fleckenzeichen schon auf alten Grenzsteinen zu finden ist. Im Forstla- gerbuch des Andreas Kieser von 1683 trägt der Nufringer Grenzstein allerdings ein Pflugmesser, das sogenannte Sech. Das Sech schneidet der Pflugschar vor, so daß die Scholle senkrecht zu einer sauberen Furche abkantet (Sech: von lat. secare = schneiden). Es ist ein sehr häufig verwendetes Symbol im ländlichen Bereich und findet sich ebenso wie die Pflugschar auf vielen alten Inschriften, Grenzsteinen und Siegeln. In der kleinen Nufringer Geschichte von Traugott Schmolz ist eine steinerne Brunneneinfassung mit der Jahreszahl 1773 und ein Sech abgebildet.

Die Hafte nun ist ebenfalls ein Pflugteil. Nach Schmolz ist sie jene Klammer, mit der durch eine Kette der Pflugkarren mit dem Pflugbaum, dem GrindeI, beweglich verbunden war, und womit die Tiefe der Furche verstellt werden konnte.

Die Nufringer Gemeinderäte hatten also zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Wahl, sich als Wappensymbol für das Sech oder die Hafte zu entscheiden. Warum letztlich die Hafte gewählt worden ist und welche Beziehung sie zum Ort hat, bleibt wohl ungeklärt.