Baden-Wuerttemberg

Stadt Isny im Allgäu

In Schwarz ein golden gekrönter goldener Adler (Reichsadler) mit silbernem Brustschild, darin ein mit den Stollen abwärts gekehrtes schwarzes Hufeisen.

Der Reichsadler ist das Symbol der einstigen Reichsunmittelbarkeit dieser Stadt. Das Hufeisen ist als „redendes“ Zeichen für den Stadtnamen (Isen = Eisen) zu verstehen.

Graf Mangold von Altshausen gründete hier 1096 ein Benediktinerkloster, bei dem seine Nachfolger, die Grafen von Veringen, einen Markt anlegten, der vor 1238 zur Stadt wurde. 1306 kam die Stadt durch Kauf an die Truchsessen von Waldburg, die sie schon nach der Mitte des 13. Jahrhunderts als Pfand erhalten hatten. 1365 kaufte sich die Stadt von den Truchsessen frei und wurde damit reichsunmittelbar.

Aus der Zeit von 1288 bis ins 19. Jahrhundert konnten folgende Siegel der Stadt festgestellt werden:

1. Durchm.: ca. 40 mm, Umschr.: + [S] CIVIV(M) I [...] NENSIV(M) , Abdr.: 1288, Abb. 8;
2. Durchm.: 53 mm, Umschr.: SIGILLVM : CIVIVM : I(N) : ISNINA - Abdr.: 1351-14911), Abb. 9;
3. Durchm.: 38 mm, Umschr. + S’ : SECRETVM : CIUITATIS : YSNINE(N)-SIS, Abdr.: 1382-1497, Abb. 10;
4. Durchm.: 34 mm, Umschr.: · SIGILLVM · IVDICII · CIVITATIS · ISNEN (SIS), Abdr.: 1499-1798, Abb. 11;
5. Durchm.: 53 mm, Umschr.: SIGILLVM · MANGNWVM · CIVITATIS · YSNEN(SIS), Abdr.: 1500 Februar 1, Abb. 12;
6. Durchm.: 43 mm, Umschr.: + SIGILLVM · SECRETVM · CIVITATIS · YSNEN(SIS), Abdr.: 1500-1547, Abb. 13;
7. Durchm.: ca. 31 mm, Umschr.: S CIVITATIS . . ., Abdr.: 1545 September 7;
8. Durchm.: 44 mm, Umschr.: + SIGILLVM · SECRETVM · CIVITATIS · ISNENSIS ·, Abdr.: 1548-1641, Abb. 14;
9. Durchm.: 15x12 mm, Inschr.: Y (zwischen 2 Sternen), Abdr.: 1630 Dezember 7;
10. Durchm.: 45 mm, Umschr.: + SIGILLVM : SECRETVM : CIVITATIS · ISNENSIS, Abdr.: 1653-1769, Abb. 15;
11. Durchm.: 17 mm, Inschr.: Y (zwischen 2 Sternen) 1631, Abdr.: 1656 Juli 24, Abb.16;
12. Durchm.: 30 mm, Umschr.: SIGILLVM : SECRETVM : CIVITATIS : ISNENSIS :, Abdr.: 1752-1779, Abb. 17;
13. Durchm.: 20 x 17 mm, Inschr.: Y, Abdr.: 1689-1733;
14. Durchm.: 28 x 26 mm, Umschr.: unleserlich, anscheinend nur Ornament, Abdr.: 1762-1768;
15. Durchm.: 29 mm, Umschr.: + SIGILL[UM] · CANCELL[ARIAE] · CIV[ITATIS] · ISNENSIS, Abdr.: 1770-1789, Abb. 18;
16. Durchm.: 34 mm, Umschr.: SIGILLVM : SECRETVM : CIVITATIS : ISNENSIS :, Abdr.: 1785-1798, Abb. 19;
17. Durchm.: unbekannt, Umschr.: GERICHTS SIG. DER R. ST. YSNY;
18. Durchm.: 22 mm, Umschr.: STADTSCHULTHEISSENAMT · ISI
Auf allen Siegeln der Stadt erscheint als eigentliches Ortszeichen ein (Huf-)Eisen, auf dem ältesten von 1288, auf zwei kleinen Verschlußsiegeln des 17. Jahrhunderts (Nr. 9 und 11) und auf kleinen Stempeln der Stadtpflege und der Wilhelmspflege aus der Zeit um 1930 allein, im übrigen aber in Verbindung mit einer Darstellung des hl. Georg oder mit dem Reichsadler. Das Eisen tritt als Zeichen der Stadt auch auf Marksteinen sowie als Herkunftszeichen auf alter gefärbter Isnyer Leinwand auf. Mit einem Brenneisen wurde dieses Zeichen dem stadteigenen Gerät eingebrannt.

Das Hufeisen ist eine volksetymologische Deutung des Stadtnamens, dessen Herkunft ebensowenig geklärt ist wie der frühere Name Isenach der an der Stadt vorbeifließenden Ach.

Gelehrte Spielerei sah im Hufeisen ein umgestürztes Schiff und brachte dieses mit der Göttin Isis, die hier einen Tempel gehabt haben soll, in Verbindung. Andere führten das Eisen auf ein nicht nachweisbares Eisenbergwerk zurück.

War das Hufeisen im ältesten Stadtsiegel die einzige Figur, so ist es im zweiten Siegel, das in den Jahren entstanden sein mag, in denen Isny nach der Reichsunmittelbarkeit strebte, nur noch ein Beizeichen zu einem stehenden Heiligen in der Rittertracht des 13./14. Jahrhunderts mit langem Gewand und Mantel. Seine Rechte ruht auf der Brust, während die Linke den Griff eines Schwertes hält. Diese Gestalt, die gelegentlich als der Stadtkirchenpatron St. Nikolaus, ja sogar als St. Katharina angesehen wurde, ist zweifellos der heilige Georg, Hauptpatron der Klosterkirche, also der ältesten Isnyer Kirche. Er erscheint hier in der älteren Darstellungsweise, die seit dem 13. Jahrhundert unter dem Einfluß der Legenda Aurea nach und nach vom Bild des zu Pferde ansprengenden ritterlichen Drachentöters, wie ihn einige der folgenden Siegel zeigen, verdrängt wurde. Das Rad zu seiner Rechten dürfte nicht, wie vermutet wurde, als ein Mühlrad zum Hinweis auf die Ach aufzufassen sein, sondern als Attribut des hl. Georg, der nach einer Legende gerädert worden ist. Das nächste Siegel (Nr. 3) zeigt als Hauptfigur den hl. Georg zu Pferd als Drachentöter, wobei dem Hufeisen, dem eigentlichen Stadtzeichen, nur noch eine bescheidene Nebenrolle zukommt.

Wenn man zwei im Jahre 1892 angefertigten Siegelzeichen Glauben schenken dürfte, hätte die Stadt im 14. oder 15. Jahrhundert Siegel mit den Figuren Hufeisen und Rad geführt. Gegen die Zuverlässigkeit dieser Abbildungen sind jedoch erhebliche Bedenken anzumelden. Die angeblich im Generallandesarchiv Karlsruhe bzw. im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen befindlichen Original-Vorlagen können in diesen Archiven nicht festgestellt werden. Auch in anderen in Betracht kommenden Archiven sind diese Siegel nicht nachzuweisen. Gegen die Echtheit dieser Überlieferung spricht ferner die für diese Zeit ungewöhnliche Beschränkung der Georgs-Darstellung auf das Attribut „Rad“. Schließlich mahnt die vom gleichen Maler gefertigte, in Bild und Umschrift offensichtlich nicht originalgetreue Zeichnung eines angeblich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Siegels des Klosters St. Georg zur Vorsicht bei der Beurteilung der Stadtsiegel-Zeichnungen.

Die kaiserliche Wappenverleihung von 1488 bedeutet für das Isnyer Siegelwesen eine gewisse ikonographische Zäsur. In dem seit 1499 nachweisbaren Gerichtssiegel (Nr. 4) tritt an die Stelle des hl. Georg das neue Wappen mit dem gekrönten Reichsadler, dem das Hufeisen in einem Brustschild aufgelegt ist. Das Stadtwappen enthalten auch die Siegel Nr. 7, 13 bis 16 und 18. Es wäre zu erwarten gewesen, daß die Stadtsiegel fortan nur noch dieses verliehene Wappen gezeigt hätten, gemäß dem Wappenbrief, wonach die Stadt dieses Wappen „in allen ... gescheften ... in Innsigeln, Betschaften ... vnd sunst an allenn ennden ... gebrauchen“ soll. Doch in Isny scheint die ältere Siegeltradition so stark gewesen zu sein, daß man auf den wichtigeren Siegeln zwar das neue Wappen verwenden, aber auf die bisherigen Spiegelbilder nicht verzichten wollte. Der Kompromiß bestand von 1500 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in einem gevierten Wappenschild, der den hl. Georg mit dem Adlerwappen der Stadt vereinigte (Nr. 5, 6, 8, 10, 12). Eine Sonderstellung nimmt das nur für das Jahr 1500 belegte Siegel ein (Nr. 5), auf dem sich im 1. und 4. Feld eine durch die Attribute Schwert, Rad und Krone als Katharina ausgewiesene Heilige, im 2. und 3. Feld der hl. Georg zu Pferd und im Herzschild das Isnyer Stadtwappen befindet. Nachdem keine Beziehung der hl. Katharina zu Isny bekannt ist, die die Darstellung auf dem Stadtsiegel rechtfertigen könnte, muß ein Irrtum vermutet werden. Offenbar war beabsichtigt, die Gestalten aus den Siegeln Nr. 2 und 3 miteinander zu vereinigen.

Nach ihrer Qualität sind die zahlreichen Isnyer Stadtsiegel in „größere Siegel“, Sekretsiegel, Gerichtssiegel, Kanzleisiegel und Verschlußsiegel einzuteilen. Für wichtigere Geschäfte wurde bis gegen Ende des Mittelalters das Siegel Nr. 2 als „größeres Siegel“ verwendet. Ihm folgte das „Sigillum mangnum“ (sic!), das aber nur kurz in Gebrauch war (Nr. 5). Für weniger wichtige Angelegenheiten hatte die Stadt zunächst das Sekretsiegel Nr. 3. Nachdem es seit 1500 kein „größeres Siegel“ mehr gab, trat das Sekretsiegel Nr. 6 an die erste Stelle, gefolgt in der gleichen Eigenschaft von den Siegeln Nr.8, 10, 12 und 16. Daneben bestand mindestens von 1499 bis 1798 ein Gerichtssiegel (Nr. 4), das vermutlich um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert durch das nur aus der Literatur bekannte Siegel Nr. 17 ersetzt wurde. Für geringere Geschäfte fanden Kanzleisiegel (Nr. 15) und vornehmlich als Verschlußsiegel gebrauchte Kleinsiegel (Nr. 7, 9, 11, 13, 14) Verwendung. So wird das nur für 1545 bezeugte Siegel Nr. 7 als „minderes Sekretinsigel“ bezeichnet.

Auch die Siegel der Isnyer Malstatt des „Kaiserlichen Landgerichts auf Leutkircher Heide und in der Gepürs“ sowie des Isnyer Spitals zeigten das Stadtwappen oder Teile daraus. Die Isnyer Kanzlei des Landgerichts führte den Adler mit dem Hufeisen im Brustschild (Durchm.: 28 mm, Umsch.: + SIG(ILLUM · IUD(ICII) · PROV(INCIAE) · SUEV(IAE) · CANC(ELLARIAE) · YSNENSIS, Abdr.: 1740 August 5, Abb. 20). Das Isnyer Spital, dessen Urkunden in früheren Jahrhunderten mit dem Sekretsiegel der Stadt beglaubigt worden waren, verwendete im 18. Jahrhundert Siegel mit dem Hufeisen, dem ein kleines Kreuz aufgesetzt war. Bekannt sind ein kleineres und ein größeres Siegel (Durchm.: 29 mm, Umschr.: + SIGILLVM · XENODOCHII · ISNENSIS, Abdr.: 1760 Juli 26; Abb. 21).

Das ursprüngliche Wappen der Stadt Isny war, wie sich aus dem ältesten Siegel ergibt, das Hufeisen. Von einer Verleihung dieses „redenden“ Wappens ist nichts bekannt. Die Stadt dürfte es sich, dem Beispiel zahlreicher anderer Städte folgend, aus freien Stücken zugelegt haben. Farbig erscheint dieses Wappen erstmals in der illustrierten Chronik des Konstanzer Konzils (1414 - 1418) von Ulrich von Richental, als silberner Wappenschild mit schwarzem Hufeisen und goldenen Nägeln. Durch Kaiser Friedrich III. wurde das Wappen am 1. August 1488 in der Weise vermehrt, daß es dem gekrönten, mit vertauschten Farben dargestellten Reichsadler (goldener Adler in schwarzem Feld) als Brustschild aufgelegt wurde. Anlaß für die kaiserliche Wappenbesserung war die tatkräftige Mitwirkung der Stadt bei einer erfolgreichen Befreiungsaktion für den in die Gefangenschaft von Brügge in Flandern geratenen König Maximilian I., bei der auch die Nachbarstadt Kempten eine Wappenbesserung erlangte. Die im Feldlager in Flandern ausgestellte kaiserliche Urkunde, die auch eine farbige Abbildung des neuen Wappens enthält, beschreibt dieses wie folgt: „Einen Swartzen Schild, darinn aufrecht ein gelber oder goldfarber Adler mit seinen außgepreitten flügeln, aufgetanem mawl vnd ausgeslagner zungen, Habende auf seinem haupt ein gelbe oder goldfarbe Cron vnd in mitte seiner prust den gemelten Iren Schild mit dem hufeysen.“

Entsprechend der im Wappenbrief enthaltenen Berechtigung, das Wappen auch in Panieren (Bannern) zu führen, zeigt der in dem 1545 entstandenen „Wappenbuch des Meisters I K“ unter der Überschrift „Ißnach“ enthaltene Holzschnitt eine von einem Landsknecht geschwungene Fahne mit dem. gebesserten Stadtwappen. Die Wappenbeschreibung in diesem Werk lautet: „Schwartzer Adler in weissem feld, schwartz huffeisen mit weissen negeln inn weissem schiltlein mitten im adler.“ Die Tingierung weicht hier wohl irrtümlicherweise vom Wappenbrief ab. Ferner ist der Adler nicht gekrönt.

Auf der „Fuggertruhe“ von 1507 im Fuggermuseum Babenhausen, in Siebmachers Wappenbuch von 1605 und in dessen Neuauflage von 1772 erscheint der Adler wie im Reichswappen schwarz im goldenen Schild. Der Irrtum von Siebmacher wurde von Otto Hupp, dem offenbar die Wappenverleihung nicht bekannt war, in sein deutsches Ortswappenwerk (1926-1939) übernommen. Er wich auch mit der blauen Farbe des Hufeisens vom Wappenbrief ab.

Das Stadtwappen erscheint auch auf den Münzen, die Isny vom frühen 16. bis ins 18. Jahrhundert schlagen ließ. Ahnlich wie bei den Siegeln wurde dabei auf den größeren Münzen das ganze Stadtwappen, auf den kleineren dagegen nur das Hufeisen im Schild dargestellt. Die 1507 ausgestellte Bestallungsurkunde für einen Münzmeister besagt hierzu unter anderem folgendes: „Und söllent söllich münzen bezaichnet werden, namlich die ersten blapphart ... ainhalb mit dem adler des reichs wappen und darunder ain stern ... und an dem andern ort unser statt Ysni wappen, ain adler mit..einem roßysen an der brust ...“, ferner: „So söllent die pfenning allein uf dem ainen ort mit ainem schlechten hufysen ... und die haller auch nu uf dem ainen ort mit ainem schlechten hufysen ... bezaichnet werden“.

Quelle: Wappenbuch des Landkreises Wangen