Baden-Wuerttemberg

Stadtteil Odenheim

In Blau der auf einem goldenen Drachen stehende, silbern gewandete hl. Michael mit silbernen Flügeln, goldenem Helm und goldenem Nimbus, in der Rechten ein schwarzes Schwert, in der Linken eine schwarze Waage haltend.

Odenheims Geschichte ist eng mit dem Kloster Wigoldesberg, dem späteren Ritterstift Odenheim verbunden. Das Kloster wurde 1122 von Erzbischof Bruno von Trier aus dem Geschlecht der Grafen von Lauffen auf seinem Besitztum gegründet. Es war der Muttergottes und den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Nach dem Tode des letzten Grafen von Lauffen kam die Vogtei über das Kloster zunächst an den König und 1338 an das Hochstift Speyer, das damit auch die Landeshoheit über Kloster und Klosterbesitzungen erreichte. Im Jahre 1507 wurde das inzwischen in ein adeliges Chorherrenstift umgewandelte Kloster aus Sicherheitsgründen in die Stadt Bruchsal verlegt. Zum Gebiet des freien Ritterstifts Bruchsal, wie es nun genannt wurde, gehörten aus dem Kreisgebiet die Dörfer Eichelberg, Landshausen, Odenheim und Tiefenbach. Die Reste des 1803 mitsamt seinen Dörfern und Besitzungen an Baden gefallenen Stifts, der Stifterhof, liegen heute auf Eichelberger Gemarkung. Das Wappen des Ritterstifts, das die Attribute der Apostel Petrus und Paulus, Schlüssel und Schwert schräggekreuzt und überdeckt von einem senkrecht stehenden Zepter enthält, lebt im Tiefenbacher Wappen fort.

Der Ort Odenheim selbst, auf dessen Gemarkung man Reste römischer Besiedlung gefunden hat, wurde bei der Stiftung Wigoldesbergs zur Ausstattung des Klosters herangezogen. Gemäß dem Freiheitsbrief König Friedrichs II. von 1219 hatte der Abt das Recht, den Schultheißen von Odenheim ein- und abzusetzen. Neben Schultheiß und Gericht standen der Gemeinde seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch noch Bürgermeister und Rat vor. Odenheim war ferner Sitz eines Amts des Ritterstifts.

Ein Siegel der Gemeinde begegnet erstmals an einer Urkunde des Jahres 1616. Es ist in seiner Art ungewöhnlich für das Kreisgebiet, zeigt es doch in einem Renaissanceschild zwischen kunstvoll verschlungenen Blätterranken den abgekürzt wiedergegebenen Ortsnamen ODENHEIM. Bis 1725 läßt sich sein Gebrauch verfolgen. Dieses älteste Odenheimer Siegel wurde abgelöst durch einen mit 1733 datierten, bis 1806 verwendeten größeren Stempel mit der Umschrift SIGILLVM OPPIDI ODENHEIMENSIS und dem seither beibehaltenen Siegelbild, dem hl. Michael als dem Patron der Odenheimer Pfarrkirche. Die recht bewegte Szene zeigt den gerüsteten Erzengel mit dem Schwert in der erhobenen Rechten und der Waage in der Linken triumphierend auf dem am Boden liegenden Drachen in Teufelsgestalt stehend. Weder ein
Siegel Odenberg 17 Jhd Siegel Odenberg 1733
um 1800 geschaffenes GERICHTS IN SIEGEL ODENHEIM noch die anderen Siegel des 19. und 20. Jahrhunderts erreichten die Qualität dieses Typars, die Drachenkampfszene wird im Gegenteil entweder äußerst linkisch, überladen-unkenntlich oder trocken wiedergegeben.

In den Jahren 1903 und 1907 lieferte das Generallandesarchiv auf Bitten der Gemeinde bessere und erstmals in Wappenform gebrachte farbige Zeichnungen des Odenheimer Siegelbilds. Die Gemeinde lehnte es aber ab, ihr Siegel zu verändern, und konnte sich erst 1950 entschließen, das Wappen an die Stelle der bisherigen unbefriedigenden Michaelsdarstellungen ins Siegel zu übernehmen. Gegenüber den heraldisch fraglichen Farbfestlegungen von 1903 und 1907 wird das Wappen heute in verbesserten Tinkturen geführt.

QUELLEN: Wappenakten Bruchsal. Siegel 1616-1725: GLA 42/235 1616 VI 21; 42/Konv. 250 passim (Abb. von 1627 VIII 24); 66/6288 (1725). Siegel von 1733: GLA 42/250 1738 V 14 und 1740 IV 6; 230 Odenheim/Mühlen (1806); Siegelkartei (siehe Abb.). Siegel um 1800: GLA 230 Odenheim/Mühlen (1806); 236/1614 (1811); 66/6289 (1827). Siegel des 19. und 20. Jh.: GLA 230 Odenheim passim; Siegelkartei. - Urkunde 1219 IV 6: GLA D 23 (gedruckt in: Speyerer Urkundenbuch Nr. 136 S.151-154).
LITERATUR: Wappenbuch Bruchsal S.107-110 (S.108: Siegelbeleg von 1580 bezieht sich auf Edesheim bei Landau).

(Hinweis: Die Erläuterung zum Wappen ist ein Auszug aus dem Wappenbuch des Landkreises Bruchsal/Karlsruhe.)