Baden-Wuerttemberg

Stadtteil Bad Rotenfels

In gespaltenem Schild vorne in Gold ein roter Schrägbalken, hinten in Blau aus rotem Dreifels wachsend ein goldener Rost.

Rotenfels, das 1041 erstmals urkundlich erwähnt ist, kann auf eine reichhaltige Geschichte zurückblicken. Von hier aus wurde das Murgtal buchstäblich christianisiert, denn in Rotenfels stand die erste Pfarrkirche der Region. Doch reichen die ersten Besiedlungsspuren noch viel weiter zurück bis ins frühe Mittelalter. Selbst auf die Römerzeit deuten Funde zurück, obschon eine direkte Linie zwischen der Antike und dem späteren Rotenfels nicht zu ziehen ist. Bei Winkel, das 1102 erstmals urkundlich erwähnt ist und zu Rotenfels gehört, reichen Lebensspuren gar bis in die mittlere Steinzeit zurück. Damit ist bewiesen, dass die roten Felsen, die Rotenfels den Namen geben, seit Urzeiten begehrter Siedlungsort sind.

Es gab Zeiten, da gehörten zur Pfarrei Rotenfels Forbach, Weisenbach, Gernsbach, Selbach, Ottenau, Michelbach, Sulzbach, Gaggenau und Bischweier. Erst als die Besiedelung immer weiter ins Murgtal vordrang, emanzipierten sich die wachsenden Orte von der Mutterpfarrei Rotenfels und wurden eigenständig. Ursprünglich gehörte Rotenfels zum Domstift Speyer, wechselte dann zu den Ebersteiner Grafen und dann zu den Markgrafen von Baden. Nachdem das markgräfliche Amt Kuppenheim für Rotenfels zuständig war, ging der Stab schließlich an das Oberamt Rastatt. Seit 1970 ist Rotenfels Stadtteil Gaggenaus. 1972 übernahm die Thermalstätte den schmückenden, ehrenvollen Titel „Bad“. Heute zählt Rotenfels 4.750 Einwohner.

Wirtschaftlich potent ist Rotenfels seit dem Mittelalter. Mühlen unterschiedlicher Art sind hier seit frühen Zeiten nachweisbar. So gab es Getreide-, Öl- und Sägemühlen. Die Fischerei spielte eine große Rolle. In der Frühindustrialisierung des 18. Jahrhunderts wurde in Rotenfels Eisenerz geschmolzen, um Nägel, Ringe, Gitter, Pflugscharen, Öfen, Pfannen und Löffel zu fertigen. Auch Steingeschirr wurde vorübergehend hergestellt. Doch nun zum Wappen, von dem an dieser Stelle die Rede sein soll.

Wir sehen einen gespaltenen Schild. In der linken Hälfte verläuft ein roter Schrägbalken von links oben nach rechts unten, während der Hintergrund golden ist. Damit ist die vormalige Zugehörigkeit zur Markgrafschaft Baden-Baden dokumentiert. In der rechten Hälfte des Wappens wächst aus drei roten Felsen (Reminiszenz an den Ortsnamen) ein goldener Rost. Der Hintergrund ist blau. Damit spricht das Wappen von einer räumlichen wie geistigen Prägung: Rotenfels ist badisch und christlich. Denn der Rost, der aus den roten Felsen ragt, ist das Kennzeichen des heiligen Laurentius, nach dessen Namen die Pfarrkirche vor Ort benannt ist.

Laurentius gehörte zu den frühen Christen in Rom. Er war ranghoher Mitarbeiter des Papstes Sixtus II., den Kaiser Valerian enthaupten ließ. Als der Imperator die Herausgabe des Kircheneigentums forderte, verteilte Laurentius das Vermögen an die Armen und Kranken mit dem Hinweis, diese seien der wahre Reichtum der Kirche. Das mutige Zeugnis von Laurentius erzürnte den römischen Gewaltherrscher dermaßen, dass er den Kirchenvertreter schlimm foltern ließ und auf einem Rost den Flammen übergab. So ist Laurentius mit dem Rost in die Kirchengeschichte und ins Rotenfelser Wappen eingegangen.

In seiner heutigen Form geht das Rotenfelser Wappen auf das 15. Jahrhundert zurück. Im 19. Jahrhundert war der badische Bezug vorübergehend aus dem Wappen verbannt. Dafür wurde der Rost von Lorbeeren umkränzt. 1901 kehrte die Gemeinde auf Vorschlag des Generallandesarchivs Karlsruhe allerdings zu ihren heraldischen Ursprüngen zurück. Der Kreis war geschlossen, und Rotenfels brach in die Zukunft auf, ohne eine seiner beiden Traditionen zu verleugnen – die Verwurzelung im Badischen und im Christlichen.