Bayern

Stadt Neustadt b. Coburg

In Gold ein doppelschwänziger rot bewehrter schwarzer Löwe.

Die erste urkundliche Erwähnung von Neustadt fällt in das Jahr 1248, als es durch Otto VIII. von Andechs-Meranien dem Kloster Banz zurück überwiesen wurde. Da Neustadt in diesem Fall aber keine der an dem Schriftstück beteiligten Parteien war, sondern nur über den Marktflecken "Nouwenstat" verfügt wurde, ist aus jenem Jahr auch kein Siegel überliefert.

Die Rückgabe an das Kloster Banz erfolgte offensichtlich nur "auf dem Pergament", denn in den nächsten Urkunden, die Neustadt betreffen, erscheint es als Besitz der Henneberger, die die Nachfolge der Andechs-Meranier im Coburger Land angetreten hatten.

Nach dem Tode der Gräfin Jutta von Henneberg 1353 wurde ihr Land an ihre Töchter beziehungsweise an die Schwiegersöhne verteilt. Das Coburger Gebiet (u.a. mit Sonneberg, Neuhaus, Steinach, Schalkau und Rodach) fiel an Katharina, die mit Markgraf Friedrich III. (dem Strengen) von Meißen aus dem Hause Wettin verheiratet war. Schon eine Woche nach Juttas Tod forderte Kaiser Karl IV. die Untertanen auf, ihrem neuen Landesherrn zu huldigen. Auch Neustadt erhielt einen solchen Brief.

Seitdem findet sich in den Stadtsiegeln der Löwe der Markgrafen von Meißen. Über die genaue Form der Annahme des Wappens kann nur spekuliert werden, da es keine diesbezügliche Urkunde gibt. Auffällig ist, dass gleichzeitig mit Neustadt mehrere der ebenfalls an Friedrich III. überwiesenen Orte den meißnischen Löwen übernahmen, etwa Rodach, Sonneberg und auch Coburg (das seit dem frühen 16. Jahrhundert dann das Mohrenkopf-Wappen führte).

Im Mittelalter war es nicht ungewöhnlich, Zusammenhänge über Wappen zu dokumentieren. Das lässt sich auch für die Gestaltung der Wappen von Familien des niederen Adels nachweisen, die sich in Farbe und Form dem Wahrzeichen ihres Landesherrn anglichen. Eine ähnliche "Übernahme" oder "Genehmigung zur Führung" dürfte auch hier vorliegen. Neustadt zeigte damit, dass es die Herrschaft anerkannte und sich unter den Schutz des neuen Landesherrn stellte. Die Bedeutung von Symbolen, also auch Wappen, war im Mittelalter höher einzustufen als heute, da nur ein sehr geringer Teil der Bevölkerung lesen und schreiben konnte. Ein Symbol, etwa als Siegel an einer Urkunde, war unmittelbar verständlich.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bestand das Ratssiegel in einem geteilten Schild, dessen untere Hälfte zwei Rosen zierten, während die obere Hälfte ein wachsender Löwe einnahm. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts zeigt das Wappen den für den meißnischen Löwen charakteristischen Doppelschwanz. Nachdem im 20. Jahrhundert zeitweise eine einschwänzige Darstellung auf den Dienstsiegeln zu sehen war, entschloss sich der Stadtrat 1962 zur Richtigstellung des Stadtwappens, für das heute die Beschreibung gilt: in Gold ein doppelschwänziger, rot bewehrter schwarzer Löwe.

Auch als 1918 die Herrschaft der Wettiner über das Coburger Land endete, blieb Neustadt seinem Wappen treu, das nun nicht mehr den Landesherrn, sondern nur noch die Stadt symbolisierte.