Schleswig-Holstein

Gemeinde Quarnbek

Unter gezinntem silbernen Schildhaupt in Rot über einen blau-silbernen Wellenschildfuß eine silberne Mühlenhaue.

Quarnbek ist erst seit 1928 durch die Auflösung der Gutsbezirke eine selbständige Kommunalgemeinde. Durch die Dominanz ihrer Historie als Gutsgemeinde mit häufig wechselnder Bevölkerung haben sich kaum identitätsstiftende Traditionen herausgebildet. Inzwischen ist die Gemeinde weniger von ihrer lokalen Geschichte als von der unmittelbaren Nähe zur Landeshauptstadt Kiel geprägt, was auch in der stetig wachsenden Zahl von Neubürgern zum Ausdruck kommt. Der Name Quarnbek ist aber schon im Ersten Stadtbuch von Kiel in den Jahren 1282/83 erwähnt. Die ersten urkundlichen Spuren Quarnbeks als Herrenhaus gehen bis 1439 (Schack Rantzau) zurück. Auf der Stammtafel des Geschlechts der Rantzaus (vor 1587) ist auch eine Burg Quarnbek abgebildet. Deren Abbildungstreue wird nach Grabungen im Bereich des Quarnbeker Parks im Jahre 1983 allerdings angezweifelt. Der Quarnbeker Besitz ging im Laufe der Jahrhunderte auf verschiedenste (adelige) Familien über (Ahlefeldt, v. Kielmansegg, Rumohr, Reventlow, Desmercieres, Reuß, v. Schiller, Milberg), die zwar z.T. bedeutsame Spuren hinterlassen haben (z.B. Meierhöfe, Torhaus, Schule, Gruft), die aber für die Identität der Gemeinde keine zentrale Rolle mehr spielen. Durch den häufigen Wechsel der Burg- bzw. Gutsherrschaft gibt es in der Gemeinde Quarnbek auch keine traditionsstiftenden Siegel oder Dokumente. Am Torhaus des Gutes befinden sich zwei Wappentafeln, eine aus der Zeit v. Kielmanseggs (1671) und eine der Familie v. Schiller (nach 1870), mit denen sich heutige Quarnbeker Bürgerinnen und Bürger aber kaum identifizieren. Der mögliche Bezug bei der Wappengestaltung auf das Kirchspiel Flemhude, zu dem der Gutsbezirk Quarnbek gehörte, bzw. auf die Kirchengemeinde Flemhude, zu der die Kommunalgemeinde Quarnbek kirchlich noch immer gehört, erscheint trotz der historischen Bedeutung der Flemhuder Kirche als Stapelplatz der Flamen nicht überzeugend, weil die Institution Kirche auch in Quarnbek keine zentrale Rolle mehr spielt. Außerdem sind Kirchengemeinde und Kommunalgemeinde räumlich nicht deckungsgleich. Die weiträumige Struktur der Gemeinde Quarnbek legt es vielmehr nahe, den Namen der Kommunalgemeinde in den Mittelpunkt der inhaltlichen Überlegungen für eine Wappengestaltung zu stellen. Der Name Quarnbek ist für die sechs Ortsteile und die Streusiedlungsbereiche der Gemeinde, die eine durchaus unterschiedliche geschichtliche Entwicklung aufweisen, die eigentliche verbindende Klammer. Der gestalterische Bezug auf die Mühle (= Quarn/Quern) und den Mühlenbach (-bek) ist auch geschichtlich gerechtfertigt. Der Mühlenforscher Gernot Müller vermutet, dass die Quarnbeker Kornmühle als Wassermühle am Straßendamm Richtung Flemhude auf der linken Seite an der Melsdorfer Au gegenüber dem Gut gestanden hat (unveröff. Manuskript). Quarnbeker Müller sind durch Kirchenbucheintragungen bis 1722/23 nachweisbar. Als zentrale Figur des Wappens wurde in Anlehnung an das Buch der Wappenkunst von Walter Leonhard das heraldisch bekannte technische Detail der "Haue" als plakatives Symbol für eine Mühle ausgewählt. Diese schmiedeeiserne Haue hat die Funktion, die vom Mühlrad angetriebene Drehung der senkrechten Achse auf den oberen Mühlstein, den sog. Läufer, zu übertragen. In den Läuferstein wird für die Haue eine entsprechende Aussparung ausgeschlagen. Die zentrale Figur der Haue steht im Wappenentwurf auf einer roten Zinnenmauer. Damit wird der Bezug zum historischen Ursprung der hiesigen Besiedlung hergestellt, denn das Vorhandensein einer Mühle ist zugleich ein Hinweis auf Siedlungsvorkommen. Für Quarnbek liegt der Ursprung im sog. Landesausbau (hier Kolonisation um 1230 nachweisbar). Der Landesherr setzte dabei Lokatoren ein, die zum Schutz und zur Kontrolle der Kolonisation sog. Motten (Wohntürme) errichten durften. Zu diesen Lokatoren gehörte vermutlich auch jener Thetbernus aus/von Stampe, der im Zusammenhang mit Grundstücksgeschäften im Ersten Kieler Stadtbuch namentlich gemacht ist (Nr. 252,296,908). Es wird angenommen, dass im Bereich Stampe/Ziegelhof die Motte dieser Linie Stampe gelegen hat. In Wappenbüchern ist unter den Wappenschilden für "Stampe" auch eines aufgeführt, in dessen Beschreibung ein direkter Bezug zu Stampe bei Kiel nicht ausgeschlossen wird (Linie Stampe I "af Klarupgaard"). In diesem geteilten Wappenschild ist in der einen Hälfte eine rote Zinnenmauer auf silbernem Grund abgebildet (in anderen kommt auch eine rote Mauertreppe vor). Dieses Element wird im Wappenentwurf für die Gemeinde Quarnbek zitiert, zumal diese Art der Mauer nicht nur den Siedlungsursprung symbolisiert, sondern zugleich als Symbol für Burg/Herrenhaus gelesen werden kann. Die Burg bzw. das Gut Quarnbek aber war für die Gemeinde prägend bis 1928, z.T. auch noch darüber hinaus. Weil nicht nur die Melsdorfer Au als namengebender Mühlenbach für die Gemeinde Bedeutung hat, sondern noch mehr der Flemhuder See, der alte Eiderkanal und der Nord-Ostsee-Kanal zur Identität der Gemeinde Quarnbek gehören, wurde dieser enge lokale Bezug zu diesen Gewässern durch blau-silberne Wellenlinien im Schildfuß des Wappens dargestellt. Das Nebeneinander von Zinnenmauer und Wellenlniien kann zugleich als weiterer Hinweis auf die Wasserburg Quarnbek gelesen werden, denn die Melsdorfer Au, der Quarnbek, trieb nicht nur die Mühle an, sondern speiste auch die heute noch teilweise erhaltenen Wassergräben der Burg- bzw. Gutsanlage Quarnbek.

Quelle: Die Beschreibung (Blasonierung) und Erläuterung des Wappens wurde der Kommunalen Wappenrolle des Landesarchivs Schleswig-Holstein (www.schleswig-holstein.de) entnommen.