Niedersachsen

Gemeinde Neuenkirchen (Lüneburger Heide)

In Grün ein silberner Schrägrechtsbalken, begleitet oben von einem silbernen Pferdekopf mit roter Augenbinde und schwarzer Trense, unten von einer goldenen Glocke.

Der Wahl des Wappens der Gemeinde Neuenkirchen liegt die Sage über die Errichtung der ersten Kirche hiesigen Orts, sowie die Benennung des Ortes auf Grund des Kirchbaues zu Grunde. Die Sage ist auch aufgezeichnet in der Chronik des Kirchspiels Neuenkirchen von Pastor Wittkopf, ehemaliger Pastor der Evgl.-luth.-Kirchengemeinde Neuenkirchen. Es heißt dort:

Die Kapelle in Delmsen.

Die Kapelle am Hainhoop stand auf dem Schmers-Berg, 380 Schritt westlich von Delmsen, von der Schwalinger-Chaussee aus gemessen, am Wege nach Brochdorf, linker Hand. Der Platz war bis zur Verkopplung Gemeinheit. Schmersberg heißt er darum, weil er später zu Schmers-Hof gehörte. Die letzten Reste der Kapelle, schwarz gebrannte Steine, Lehmkluppen usw. sind dort noch in neuester Zeit gewesen und weggeschafft. Der Platz ist zu einer Wiese verebnet. Der zu einem Gotteshause nach Karl`s des Großen Bestimmung gehörende Vollhof ist in Delmsen auch noch vorhanden, denn Kirche und Pfarre haben in der Delmser Feldmark viele Ländereien. Auch sogar ein Küsterhaus soll in Delmsen gewesen sein, wenigstens behauptet die Sage, daß Heitmanns Köthnerstelle zuerst das Wohnwesen eines Kirchdieners gewesen sei.

Auf jene alte Kapelle zu gingen in gerader Richtung 5 Wege, nämlich ein Weg von Schwalingen westlich von Hainhoop, ein anderer von Tewel her durch Tietjens Wiese, auf Trittsteinen, die man in neuerer Zeit noch unter Grasanger gefunden, ein Dritter von Neuenkirchen durch den Sumpf auf Trittsteinen und quer über den kleinen Pfarrberg. Erst 1820 hat Pastor Goebel diesen Weg auf dem Pfarrberg verlegt. Die Wege von Delmsen und Brochdorf sind jetzt noch vorhanden.

Die Sage berichtet nun weiter, die Kappelle sei baufällig gewesen und hätte an einen anderen Platz, nämlich auf dem Düwelshoop wieder aufgebaut werden sollen. Der Düwelshoop waren drei Ackerstücke, welche in einer größeren Koppel lagen, die Haidhof hieß, am Wege von Delmsen nach Ilhorn rechter Hand, an der Gilmerdinger Grenze, ungefähr in der Mitte dieser drei Dörfer. Man habe auch den Anfang mit dem Bau gemacht, aber des Nachts habe der Teufel den Bau immer wieder niedergerissen. Als nun die Bauleute dabei gebaut, sei ein Fremder des Weges gekommen, dem hätten sie ihr Leid geklagt. Da habe der ihnen geraten, sie sollten die Glocke auf einen Wagen laden und ein blindes Pferd davor spannen, oder wenn sie kein blindes Pferd hätten, sollten sie einem Pferde die Augen verbinden und es auf dem Wege nach Delmsen richten und es gehen lassen; wo es dann stehen bliebe, sollten sie die Kirche bauen. Das habe man getan. Das Pferd sei fort und durch Delmsen gegangen, habe sich auch durch den Morast am Bach hindurch gearbeitet und sei stehen geblieben, wo es zuerst wieder festen Grund unter den Füßen gehabt habe. Also habe man dort die neue Kirche gebaut und den Platz Neuenkirchen genannt, denn vorher sei dort eigentlich nichts gewesen.

Wann die Kirche hier gebaut ist, weiß man nicht, jedenfalls schon vor 1273 und vielleicht schon vor 1139. Warum dies? Anno 1139 gab es in Bremen einen Adolf von Nienkerken; er war Obervoigt der sämtlichen Voigte des Erzbistums Bremen und ein Gefolgsmann Heinrichs des Löwen. Heinrich der Löwe war nämlich 1154 in Besitz der Stadt Bremen gekommen und da machte er ihn zum Schirmvoigt der Bremischen Kirche. Von 1159 bis 1170 tritt Adolf von Nienkerken in den Urkunden Heinrichs des Löwen als Zeuge auf und 1172 unter den Titel Adolf Graf von Nienkerken. Ist dies unser Neuenkirchen und ein Herr von Zahrenhusen?
Recht gut möglich. Die Zahrenhusen hatten damals hier viele Güter und der Stamm alles hiesigen kirchlichen Grundbesitzes soll die Schenkung eines Adeligen gewesen sein. So kann recht gut jener Adolf von Nienkerken ein Zahrenhusen gewesen und sich „von Nienkerken“ genannt haben, wie anderer seiner Familie sich Anton von Rotenburg nennt 1322, weil er Burgmann in Rotenburg war. Wäre diese Vermutung richtig, so wäre schon damals der Ort Nienkerken also auch die Kirche schon vorhanden gewesen. Der Generalsuperintendent Köster sagt, daß die hiesige alte Kirche aus dem 12. Jahrhundert stamme. Mehr als wahrscheinlich kann man das nicht machen.

Dagegen ist gewiß, daß die Kirche schon 1273 vorhanden war. Denn eine alte Urkunde lautet auf Deutsch also: Albert von Gottes Gnaden, Herzog von Sachsen, Angrarien, Westfalen und Burggraf von Magdeburg wünscht allen denen, die diesen Brief sehen werden, die Seligkeit im Herren. Wir wollen, daß alle, die dies lesen, wissen, daß wir unserem lieben Oheim dem ehrwürdigen Herrn und Vater in Christo, dem Konrad Bischof von Verden und seinen Nachfolgern die Güter samt allen Gerechtigkeiten übergeben haben, welche gewöhnlich der Freibann in Nienkerken und Hellwede genannt werden, daß er sie auf immer Besitze. Zur Bestätigung dieser Schenkung setzen wir unser Insiegel hierbei. Gegeben zu Lüneburg im Jahre 1273 am Tage des Bekenners Severus(22. October)-. Hieß der Ort damals Nienkerken, so muß die neue Kirche schon gestanden haben.


Anmerkung: Neuenkirchen heißt heute auf plattdeutsch noch Nienkerken.