Nordrhein-Westfalen

Stadt Sankt Augustin

Im Schildhaupt in Silber (Weiß) ein schreitender doppelgeschwänzter, blau bewehrter, blau bezungter und blau gekrönter roter Löwe; darunter von Blau nach Silber (Weiß) 16-fach geschacht.

Das Wappen der Stadt Sankt Augustin
-Entstehung des Wappens und Bedeutung der Wappenmotive-
von Hans Luhmer

Rechtsvorgänger der Stadt Sankt Augustin war bis zur kommunalen Neugliederung des Bonner Raumes im Jahre 1969 das Amt Menden. Das Wappen des Amtes Menden wurde 1969 von der Gemeinde Sankt Augustin und 1977, bei der Stadtwerdung von der Stadt Sankt Augustin, übernommen.
Wie aber kam das Amt Menden zu seinem Wappen, und was stellen die Wappenmotive dar?
Am 17. September 1934 richtete der Landrat des Siegkreises in seiner Eigenschaft als "Kommunale Kreisverwaltung" eine Anfrage an alle Gemeinden des Kreisgebietes mit dem Inhalt, ob die Einführung eines Wappens vorgesehen sei. Das Amt Menden hatte noch kein Wappen. Diese Tatsache mag wohl darauf beruhen, daß bis zum Jahre 1920 in Preußen den Landgemeinden das Recht zur Führung eines Wappens nicht zustand. Die Amtsverwaltung Menden in Siegburg-Mülldorf beantwortete die Anfrage des Landrates jedenfalls positiv und teilte u.a. mit, daß mit der Vorlage eines Wappenentwurfes bis zum 1. Januar 1935 gerechnet werden könne. Nun setzte bei der Amtsverwaltung eine fieberhafte Suche nach einem geeigneten Motiv ein. Zunächst wurde der im Ruhestand lebende frühere Bürgermeister von Claer um Auskunft gebeten, ob ihm aus seiner Amtszeit (Herr von Claer war von 1903 bis 1930 Bürgermeister gewesen) noch Anhaltspunkte für ein Wappen bekannt seien. Eine schriftliche Entgegnung ist auf diese Anfrage nicht ergangen. Es ist ein wenig verwunderlich, daß die Amtsverwaltung auf "Motivsuche" ging, denn über dem Haupteingang zur Dienstwohnung des Bürgermeisters, die unmittelbar neben dem Rathaus liegt, ist heute noch das von zwei Putten in einem Blütenkranz gehaltende Wappen der Herren von Menden zu sehen. Hoffentlich wird diese Erinnerung an ein Stück Geschichte der Stadt Sankt Augustin bei dem vom Rat beschlossenen Abbruch des Hauses nicht zerstört. Hier wäre also zumindest ein Anhaltspunkt für ein Wappenmotiv gewesen, wie wir später auch sehen werden.
Mittlerweile drängte der Landrat auf die Einreichung des Wappenentwurfes. Sein diesbezügliches Schreiben entbehrt insofern nicht einer gewissen Komik, als er in einer Zeit, in der es von Hakenkreuzen wimmelte, wörtlich schrieb, " daß die Verwendung des Hakenkreuzes als Abschluß oder Schmuckzeichen des Amts- oder Gemeindewappens nach mehrmaligen Hinweisen des Ministers nicht zulässig sei". Möglicherweise war das Hakenkreuz auch zu wertvoll, um ein schlichtes Gemeindewappen zu "zieren". Jedenfalls ist durch die damalige ministerielle Auffassung den Gemeinden nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches in punkto Wappengestaltung viel Arbeit erspart geblieben.
Die Amtsverwaltung Menden in Siegburg-Mülldorf wandte sich nun hilfesuchend an das Preußische Staatsarchiv Düsseldorf. Die Antwort des Preußischen Staatsarchivs vom 16. Januar 1935 gibt einen knappen, aber aufschlußreichen Einblick in die Geschichte des Amtes Menden.
Das Staatsarchiv schrieb u.a.:
"Die zum Amt Menden gehörenden Gemeinden waren früher im Kirchspiel Niederpleis im Bergischen Amt Blankenberg zusammengeschlossen. Neben dem Grafen und Herzog von Berg hatte die Abtei in Siegburg in verschiedenen Orten Rechte. So stand ihr z.B. in Menden seit ihrer Gründung im Jahre 1064 durch Erzbischof Anno ein Drittel der Kirche zu. Auch die Kirche in Niederpleis erscheint unter den Schenkungen des hl. Anno."
Das Preußische Staatsarchiv führte weiter aus: "...daß außer den Symbolen der Landesherren und des Inhabers des Kirchenpatronates die Wappenmotive der bereits 1139 erscheinenden ehemaligen Grund- und Burgherren von Menden (ein blau und silbern geschachtetes Feld von 8 : 8 Plätzen, d. Verf.) und in zweiter Linie die seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Niederpleiser Burg befindlichen Herren von Lüninck (der von Lüninck`sche Sperling, d. Verf.) in Betracht kommen."

Mit diesen neuerworbenen Kenntnissen setzte sich die Amtsverwaltung mit einem in Düsseldorf wohnenden Heraldiker in Verbindung, der sich nach mehrmaliger Erinnerung bereiterklärte, für ein Honorar von 150,00 RM drei farbige Wappenentwürfe zu liefern. Bei der Flut von Aufträgen, die dieser Herr in der damaligen Zeit sicherlich erhielt, mußte die Amtsverwaltung des öfteren die Erledigung ihres Auftrages anmahnen. Endlich war es dann soweit. Drei Entwürfe wurden dem Amt zur Auswahl übersandt. Hier die beschreibung der einzelnen Entwürfe.
Entwurf 1: Im Schildhaupt des geteilten Schildes ein schreitender roter Bergischer Löwe im silbernen Feld als Symbol der Zugehörigkeit zum Bergischen Land, im unteren Teil als Wappenmotiv der Herren von Menden ein silbern und blau geschachtetes Feld von 8 : 8 Plätzen.
Entwurf 2: Ein geteilter Schild, im oberen Teil ein wachsender Bergischer Löwe, im unteren Teil der Menden`sche Schild.
Entwurf 3: Ein Schild mit dem steigenden Bergischer Löwen, der in seinen pranken den Menden`schen Schild betreut. In der oberen rechten Ecke des Schildes der von Lünick`sche Sperling.
Die Amtsältesten entschieden sich für den Vorschlag 1, doch es gab nochmals eine kurze Verzögerung, die dadurch entstand, daß die Amtsverwaltung vorschlug, zusätzlich in den Menden`schen Schild drei Barsche aufzunehmen. Der Düsseldorfer Heraldiker, Prof. Schwarz, wehrte sich mit Händen und Füßen gegen diese Änderung und teilte, entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten, postwendend mit, daß der Schild mit den drei Barschen "eine Zutat der betreffenden Familie" sei. Mit der "betreffenden Familie" meinte Prof. Schwarz offensichtlich die Familie von Proff, Nachkommen einer Seitenlinie der Ritter von Menden. Johann Gottfried von Proff erhielt 1675 von Kaiser Leopold die Erlaubnis, das Mendener Wappen (weiß-silber-blau geschachtet) mit dem Wappen des geschlechtes von Proff (drei Barsche im goldenen Feld) zu vereinigen (so Pfarrer Hegel in: "Zur Pfarrgeschichte Menden/Rhld."). Dieses Wappen befindet sich heute noch auf einer am Ehrenmal beim Umbau 1972 in den Boden eingelassenen Grabplatte, unter der Johann Gottfried von Proff im Jahre 1691 in der damaligen Pfarrkirche von Menden (sie wurde um die Jahrhundertwende abgerissen), beerdigt wurde.
Leider ist das Wappen kaum noch zu erkennen.
Doch zurück zum Wappen der Stadt Sankt Augustin. Nachdem die Amtsverwaltung ihren Wunsch nach Aufnahme der drei Barsche nicht hatte durchsetzen können, blieb es bei dem Bergischen Löwen und dem 8: 8 geschachteten Feld. Am 4. Januar 1936 verlieh der Oberpräsident der Rheinprovinz dem Amt Menden offiziell das Recht zur Führung des Wappens.
Eine mehrjährige Unterbrechung für die Benutzung des Wappens im Dienstsiegel gab es noch nach dem 2. Weltkrieg, als die damalige britische Militärregierung generell anordnete; daß an Stelle der Gemeindewappen die Dienstsiegel das Rheinlandwappen zu tragen hätten. Vielleicht hatte sich trotz ministeriellen Verbotes hier und da ein Hakenkreuz in eines der kommunalen Wappen eingeschlichen. Erst auf besonderen Antrag hin genehmigte die britische Militärregierung unter dem 1. April 1948 dem Amt Menden die Weiterführung des Wappens in der bisherigen Form im Dienstsiegel des Amtes Menden.

Anmerkungen des Autors und des Stadtarchivs:
Die Darstellung des Löwen im vorstehenden Beitrag entspricht nicht ganz den heraldischen Anforderungen an einen Bergischen Löwen. Bei diesem sind nicht nur Krone und Zunge, sondern auch die Krallen blau gefärbt. Die Stadt Sankt Augustin hat diesen Fehler 1978 aufgeklärt.
Das "richtige" Wappen (s.o.) wurde 1979 vom Regierungspräsidenten genehmigt.