Sachsen

Direktionsbezirk (früher):
Chemnitz
Dresden
Leipzig
Stadt Taucha

In Blau ein barockes rundturmartiges goldenes Gebäude mit offenem Tor und aufgezogenem Fallgatter, zwei von Säulenkränzen getragenen Kuppeln und zwei seitlichen Erkertürmchen mit Glockendach, obere Kuppel und Erkertürmchen mit spitzen Knaufen.

Das Wappen von Taucha
Aus den Nachforschungen des verdienstvollen Tauchaer Bodendenkmalspflegers und langjährigen Leiters des Heimatmuseums Rolf Dunkel, im Volksmund nach einer beliebten Figur des Kinderfernsehens der DDR des Öfteren scherzhaft >Meister Buddelflink< genannt, geht hervor, dass als sehr wahrscheinlich anzunehmen ist, dass unser Tauchaer Stadtwappen am ehemaligen >Döbitzer Tor< bis zu dessen Abbruch gut sichtbar angebracht ist. Danach wird es als attraktives Zierstück in die Wand des benachbarten Wohnhauses Dewitzer Straße 22 eingemauert.

977 entfernt man es, zur Restauration und Untersuchung aus der Wand und seitdem befindet es sich im Heimatmuseum. Bei der Sicherung brechen zwei kleinere Stücke ab, die Bruchkanten werden nachträglich geglättet.

Nur ein lange zuvor gemachtes Farbfoto (im Besitz des Museums) zeigt somit die originale Wiedergabe des städtischen Hoheitszeichens. Entgegen der für Wappen allgemeinen üblichen Schildform besitzt das Tauchaer Stadtwappen eine ovale Gestalt. Der Blick fällt sofort auf das barocke rundturmartige Bauwerk mit offenem Tor und aufgezogenem Fallgatter. Zwei von Säulenkränzen getragene Kuppeln und je ein seitliches Erkertürmchen mit Glockendach ergänzen das Gebäude. Die beiden kleinen Dächer enden in spitzen Knäufen, während ein Rundknauf die mittlere Kuppel abschließt. Umgeben ist der Turm, der fast die gesamte Fläche des Ovals ausfüllt, von einer so genannten Bordüre aus je acht alternierenden Wülsten und Kugeln. Über der Bordüre ist in frühbarocker Antiqua die Jahreszahl 1573 eingraviert. Ursprünglich sind die Ziffern mit einer rotbraunen Paste ausgelegt, die Planseite und die Bordüre tragen einen weißen Farbbelag.

Vermutlich war eine Versilberung beabsichtigt, in Ermangelung dessen versah man den Wappenhintergrund jedoch nur mit einer weißen Fassung. Die zentrale Stellung des Rundturmes wurde zusätzlich durch eine Blattgoldauflage hervorgehoben. Als Grundlage diente hier ein bräunlicher Firnisüberzug.

Die bis 1977 zu erkennende blaue Übermalung des Wappenschildes stammt aus den 50er Jahren. Aus Unkenntnis der heraldischen Zusammenhänge hat ein Tauchaer Handwerker die Farbe aufgetragen. Auch die 30er Jahren zuzuweisende blaue Farbgebung und eine willkürlich aufgesetzte fünfzackige Mauerkrone entsprechen nicht den historischen Tatsachen.

Nach >J. Siebmachers großem Wappenbuch< (Band 6, 1806) ist das Tauchaer Wappen ohne Stadtfarben. Weitere Recherchen im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig sowie im Stadt- und Kreisarchiv Leipzig ergeben, dass das >Sächsische königliche Ministerium des Innern< noch am 6. September 1894 die Stadt Taucha dringend ersucht, die Stadtfarben mitzuteilen. Bis heute ist nicht bekannt, ob hierauf eine Antwort erfolgt. Jedenfalls wird das Problem erst nach der >Wende< endgültig geklärt. In Anlehnung an die Leipziger Wappenfarben werden die Farben Blau und Gelb auch für das Tauchaer Wappen für verbindlich erklärt.

Ende 1999 spendet der ehemalige Tauchaer Handwerksmeister Fritz Berndt der Stadt ein weiteres Stadtwappen. Zur Herkunft teilt er mit, dass er es von seinem Schwiegervater, Herrn Zortea, erhalten hat. Dieser wiederum hätte es bei Bauarbeiten vor circa 50 Jahren in der >Gerichtsschänke< vom damaligen Besitzer, Herrn Wanner, bekommen.

In der Darstellung gibt es einige bemerkenswerte Unterschiede sowohl zum hier beschriebenen Wappen als auch zum inzwischen gültigen, so z.B. beim Knauf auf der mittleren Kuppel, in der Anzahl und Form der Fenster im Erkertürmchen, im Vorhandensein und in der Form eines Fensters im Mauerwerk über dem Tor, in der Stützkonstruktion der Erkertürmchen (als Fisch gestaltet!) und insbesondere in der schildförmigen Wappenform selbst.

Es liegt nahe, dass dieses Wappen als Baumaterial beim Abbruch des Leipziger Tores geborgen wird. Weshalb die abweichende Darstellung erfolgt, kann nicht mehr ermittelt werden.

Quelle: „Spaziergang durch Taucha“, Seiten 71 – 74, von Helmut Köhler und Detlef Porzig, Tauchaer Verlag