Thueringen

Stadt Ronneburg

Geteilt, oben in Schwarz ein goldener, rotbewehrter und rotgezungter ateigender Löwe, unten in Silber über schwarzen gekreuzten Schlägel und Eisen eine Spindel.

Das Wappentier unserer Stadt ist der Löwe, der auch zahlreichen anderen Orten und Familien als Symbol diente. Nur hat er überall eine andere Stellung, eine andere Farbe, eine abweichende Verbrämung. Nach einer, aus alten vergilbten Akten entnommenen Wappenskizze ist unser Löwe nach links gewendet. Drohend streckt er seine starken Pranken aus, und die spitzen Krallen daran lassen keinesfalls etwas gutes ahnen. Angriffbereit schüttelt er seine dichte krause Mähne, und seine weit herausgestreckte rote Zunge verrät dasselbe. Sein Katzenleib hat sich empor gerichtet, seinen spähenden Blicken entgeht nichts. Jede Annäherung eines feindlichen Wesens wird mit Sicherheit sofort wahrgenommen. Diese Kampfbereitschaft, der unbehelligte Mut, die Kraft und Stärke, die Wachsamkeit, aber auch der damit verbundene Edelmut sollten die Eigenschaften unserer Stadt im Mittelalter darstellen und den kecken Feind von seinem Tun abschrecken, falls er es in frevelhaften Übermut wagen wollte, mit der wehrhaften Stadt eine Fehde aufzunehmen. Das Löwenbild erscheint auf dem Schilde, wie er im Turnier vom Ritter zum Schutz seines Körpers, zugleich aber auch als Abzeichen seines Geschlechtes gebraucht wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörte das Symbol ursprünglich unserem Schlossherrn zu, deren weitschauende Burg das zuerst angelegte Gebäude der Siedlung Ronneburg gewesen sein mag. Als dann in der Folgezeit andere Wohnungen neben dem Grafenhaus entstanden und daraus ein größerer Ort wurde, der unter dem Schutz des Machthabers stand, nahmen die Bewohner das gräfliche Wappen auch als das ihr an. In dieser Zeit wurde noch mancher Ort ein leibhaftiger Löwe in einer dazu geräumig erbauten Grube gehalten und gepflegt. Von diesem Brauch rührt der Name „Zwinger“ her, den eine dem Schloss benachbarte Gasse heute noch führt. Das ursprüngliche Wappenbild hat im Laufe der Zeit mancherlei Änderungen erfahren. Man brachte an den Seiten schöne wallende Straußenfedern als Schmuck an, die in früheren Perioden nur bei erlesenen, reichen Familien zu sehen waren. Die obere Seite zierte ein aufgesetzter vergoldeter Ritterhelm, der ebenfalls mit drei solcher weißen Federn geschmückt war. Um eine größere Machfülle ganz zum Ausdruck zu bringen, versah man den König der Tiere sogar mit einem zweifachen Schwanz, der nun im Vollgefühl der Kraft die Luft durchkreiste. Den hinteren Teil des Löwen verdeckte eine Mauer, welche die Umfriedung des Zwingers darstellte und aus mächtigen Steinquadern errichtet war.
Immerhin ließ das Symbol erkennen, dass man nach dem Grundsatz „Freie Bahn dem Tüchtigen“ dem gewaltigen Tier einen gewissen notwendigen Spielraum gewährte, insofern der Hintergrund ein größeres Stück blauen Himmel durchscheinen ließ.
Ein bewehrter Fachmann auf dem Gebiet der Wappenkunde, Herr Bergrat Fritz Gerich in Haselbach bei Altenburg, unterzog unser Wappentier einer Kritik nach heraldischen Grundsätzen und stellte fest, dass demselben keinesfalls der aufsitzende Helm, die dekorierenden Straußenfedern, die Wackermauern noch der Doppelschwanz angehöre.
Beim Umbau des Rathauses wurde das Wappen einmal an der Mittagsseite, der Hauptfront, das andere an der Morgenseite angebracht. Hierbei wurden Herrn Gerichs fachmännische Ratschläge gebührend gewürdigt und von Herrn Bildhauer Oettel in Gera bei dem Neuentwurf der plastischen Ausführungen befolgt. So ziert heute das ursprüngliche Stadtwappen die Vorderseite unseres erneuerten Rathauses als schönes dekoratives Symbol, während man an der östlichen Schmalseite dasselbe ohne besonderen Farbenschmuck in verkleinertem Maßstab sieht.
Freilich, die dem König der Tiere zuzuerkennende Würde und Bewegungsfreiheit ist ihm gänzlich aberkannt und ist in kleinstem Raume platziert worden. Der Löwe der Südseite hat nicht einmal genügend Platz für seinen königlichen Schweif, der gewissermaßen ein Zepter darstellen soll und dem der Morgenseite mangelt es sogar an Platz für seine Vorderpranke. So ist das gewaltige Tier in der Wappendarstellung seiner Freiheit in höchstem Maße beraubt und in gedrückter engherziger Art auf unseren neuen Rathauswappen dargestellt worden.
Aber gerade dieser Moment ist es, dass unser Wappen mittelalterlich, altertümlich erscheinen lässt. Damit ist man der richtigen ursprünglichen Form nachgekommen und die Echtheit des Wappenbildes nach Kräften gewährleistet. Herrn Bergrat Gerich als fachmännischen Berater, wie Herrn Bildhauer Oettel gebührt für ihre Hilfe und Mitarbeit an unserem alten Stadtsymbol der Dank derer, die etwas Altes noch zu beurteilen und zu schätzen wissen.