Rheinland-Pfalz

Beschreibung der Wappen der Mitgliedskommunen der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach

Ortsgemeinde  Alsbach

Ortsgemeinde Alsbach
In Silber drei schwarze Balken belegt mit einem links hinschreitenden, rot bewehrten und geschwänzten goldenen Pfau.
In Silber drei schwarze Balken belegt mit einem links hinschreitenden, rot bewehrten und geschwänzten goldenen Pfau. Ihm liegt das Wappenschild der Grafen von Wied, der Landsherren des Dorfes zugrunde.

Die Farben sind ergänzt: Gold und Rot nach den Grafen von Wied, Schwarz und Silber nach den Herren von Isenburg-Grenzau, die den “Wiedern” in der Ortsherrschaft vorausgingen und bis zum Jahre 1546 den letzten Kurfürsten und Erzbischof im Erzbistum Köln stellten. Dies war der Graf Hermann zu Wied, der nach seiner Exkommunikation die Reformation in der Grafschaft Wied einleitete und die 1564 durch seinen Nachfolger vollzogen wurde.

Ortsgemeinde  Breitenau

Ortsgemeinde Breitenau
In geteiltem Schild oben ein silberner Drache in Rot belegt mit einem stehenden schwarzen Schwert, unten in Silber zwei rote Balken.
Die untere Hälfte des Wappenschildes zeigt in Silber zwei rote Balken, den Wappenschild der Niederisenburger Linie. Die obere Hälfte des Wappenschildes zeigt einen silbernen Drachen auf rotem Grund sowie ein senkrecht stehendes schwarzes Schwert.
Breitenau war schon 1343 als Trierer Lehen im Besitz der Grafen von Isenburg. Nachdem die Nieder-Isenburgische Linie 1664 ausgestorben war, fiel Breitenau als heimgefallenes Lehen an Kurtrier zurück. 1802 ging Breitenau von Kurtrier auf Nassau über. Bereits 1265 ist St. Georg als Patron der Pfarrkirche Breitenau bezeugt. Die seit frühester Zeit überlieferten Georg-Symbole: der Drache und das Schwert, werden mit dem Wappenschild der Nieder-Isenburger vereint.

Ortsgemeinde  Caan

Ortsgemeinde Caan
Durch eine blaue Wellenleiste geteilt, oben in Gold drei rote Adler, unten in Silber eine rote Kanne flankiert von zwei roten Eicheln.
Die drei roten Adler im oberen Teil des Schildes sind dem Wappen derer von Caan entnommen und verweisen auf die Ursprünge des Dorfes. Erstmals erwähnt wird Caan in einer Urkunde des Edelherrn Dietrich von Isenburg vom 25. November des Jahres 1250, in der ein gewisser Gerard von Caan (Gerardus de Kane) unter den Zeugen genannt ist.
Caan gehörte zu der Herrschaft der von Heinrich von Isenburg (1181 – 1222) begründeten Seitenlinie Isenburg-Grenzau. Nach deren Aussterben fiel Caan bei der sogenannten Grenzauser Erbteilung von 1304/10 an die von Isenburg/Büdingen. Luther von Isenburg/Büdingen trug 1329 die Burg Grenzau mit samt den Dörfern Nauort und Caan dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg zu Lehen auf.
Seit der Ersterwähnung des Dorfes liegen zahlreiche Hinweise auf Angehörige derer von Caan vor, die häufig als Zeugen in Urkunden der Isenburger auftraten. Der Beinamen “Reuber”ist seit 1387 belegt, als Siegfried von Caan sich erstmals als Reuffer bezeichnete.
Die blaue Wellenleiste symbolisiert den einzigen Bach des Ortes, den Rucksbach, und verweist darüber hinaus auf die Nähe zum Saynbach, der von Caan aus rasch zu erreichen ist.

Die rote Kanne im unteren Feld des Schildes hat eine zweifache Bedeutung. Als “redendes Wappen”, die beliebstete Form der modernen Heraldik, stellt sie den Bezug zu dem Ortsnamen Caan her, das heißt der Ortsname wird bildlich stilisiert dargestellt (Kanne = Caan).
Darüber hinaus deutet sie auf die Zugehörigkeit des Dorfes zum Kannenbäckerland, dessen Kernraum sich von Bendorf über Höhr, Gerzhausen und Grenzau bis nach Baumbach erstreckte. Hier wurde erstmals 1643 eine Kannenbäckerzunft erwähnt, in die nur Handwerker aus einem Unkreis von 5 Meilen (= 38,5 km) um Grenzhausen aufgenommen wurden. Seit 1717 führt die Zunft ein eigenes Wappen mit dem Symbol ihres Gewerbes, der Kanne. Sechs Jahre später, 1723, sind in Caan erstmals Kannenbäcker genannt. Bereits in der zweiten Hälfte des 18, Jahrhunderts stammen von den insgesamt 591 Mitgliedern der Zunft 43 aus Nauort/Caan. Der Tonabbau wurde auch im folgenden Jahrhundert fortgesetzt; die Caaner Tongrube in der Gemarkung “Rainstück” war im Jahre 1867 eine der 72 Tongruben im nassauischen Bergamtsbezirk Dillenburg. Sie war bis nach dem zweiten Weltkrieg in Betrieb.

Die roten Eicheln rechts und links der Kannen verweisen auf die im Dialekt als “Degg Äsch” bezeichnete Eiche, die sich unweit der ehemaligen Tongrube im “Rainstück” (Flur 12, Flurnummer 345) befindet und als ein Wahrzeichen des Dorfes gilt. Gleichzeitig deuten die beiden Symbole auf den hohen Waldbestand um Caan. Die Ortsgemeinde selbst besitzt 212,46 ha Wald.

Ortsgemeinde  Deesen

Ortsgemeinde Deesen
In Silber ein nach oben und rechts versetztes durchgehendes rotes Kreuz, im Bereich des Schildfußes bedeckt von einer zweibogigen, silbern gefugten schwarzen Brücke, deren rechter Bogen den untersten Teil des Kreuzbalkens sichtbar läßt. Am linken Querarm des Kreuzes, aufgehängt in der Form eines Wirtshausschildes, ein schwarzes Schildchen, darin eine goldene Kanne.
Am 30. Januar 1218 verschenkte Burggraf Heinrich von Isenburg auf dem Schönfeld bei Heimbach, der alten Gerichtsstätte des Engersgaues, zu seinem Seelenheil dem Kloster Rommersdorf seinen Hof Markenberg (später Merkelbach). Graf Lothar von Wied und zahlreiche weitere Personen treten als Zeugen der Dotation auf.
Im selben Zusammenhang erneuerte Heinrich von Isenburg zugleich der Abtei Rommersdorf die Schenkung eines Zinses von Gütern in Desene für ein Licht im Kloster.
Zweifellos weist der Ortsname Deesen dem Dorf eine sehr lange Geschichte zu. Nach GENSICKE gehört er zur ersten Schicht der Ortsnamen auf -aha und -affa mit vordeutscher Herkunft. Sicherlich ist die Vermutung berechtigt, für Deesen anzunehmen, daß eine Siedlung hier bereits vor dem 6. Jahrhundert bestand.
Deesen war Bestandteil des Kirchspiels und der Vogtei (über den Besitz des Stiftes Dietkirchen) Breitenau. Zusammen mit der Pfarrei rechnete der Ort zur Herrschaft bzw. dem Amt Grenzau, das für den Streubesitz des Hauses Isenburg eingerichtet worden war. Landesherrn waren zunächst die Isenburger-Grezauer der älteren Linie vor 1213 bis 1291. Dietrich von Isenburg-Arenfels und Luther von Isenburg-Büdingen nahmen dann zwischen 1304 bis 1310 eine Teilung der Herrschaft Grenzau vor. Als Trennungslinie wurde die Straße von Bendorf, die hart westlich Grenzhausen und Alsbach ostwärts Grenzau über Deesen, Sessenhausen nach Herschbach verlief, gewählt. Luther erhielt den Teil nördlich dieser Straße, während der Südostteil der alten Herrschaft Grenzau an Isenburg-Arenfels fiel. Seit 1460 behauptete sich – nach einer Ererbung eines Teils der Herrschaft – endgültig die salentinisch jüngere Linie Isenburg-Grenzau als Landesherr bis 1664. Im Jahre 1664 fiel die Herrschaft Grenzau zusammen mit Horhausen, Herschbach und Arenfels an das Erzstift Trier, da die Grafen von Isenburg ausstarben. Vom Ende des 17. Jahrhunderts bis vor 1738 gehörte die Gemeinde zum Amt Sayn, 1738 bis 1802 zum Amt Vallendar. Die Einführung der Reformation scheiterte, die Protestaten wurden 1559 vertrieben. 1801 ging der linksrheinische Hauptteil des Erzstiftes an Frankreich verloren. Die rechtsrheinischen Teile kamen am 21. Oktober 1802 an die Fürsten von Nassau.
Der Rechtsdeputationshauptschluß bestätigte die Gebietsveränderung, von denen in dieser Region insbesondere die Nassauer profitierten. Im Rahmen der Rheinbundakte kam Deesen 1806 an das neugebildete Herzogtum Nassau. Das Gebiet ging infolge des Deutschen Krieges in preußische Verwaltung über. Die 1867 durchgeführte Verwaltungs-und Gebietsreform teilte Deesen dem neugeschaffenen Unterwesterwaldkreis mit dem Sitz Montabaur zu.
Das rote Kreuz verweist auf die langjährige Zugehörigkeit des Ortes zum Erzbistum Trier. Die schwarze und rote Tinkturen sollen gleichzeitig eine Verbindung zum Wappen von Isenburg-Grenzau herstellen, das ab den 16. Jahrhundert im quadrierten Schild in 1 und 4 die roten, in 2 und 3 die schwarzen Balken führte.
Die zweibogige, silbern gefugte schwarze Brücke verweist auf die Bedeutung der bei Deesen befindlichen Brücken, über die eine wichtige Fernstraße vom Rheinland zum Westerwald durch die Gemarkung Deesen führte. Ein bei Rhembs nach Nordosten über Wittgert, Dessen nach Sessenhausen laufender Strang, der zugleich als Amtsverbindung zwischen Grenzau und Herrschbach fungierte, hat in späterer Zeit einen westlichen Zug völlig überflügelt. Letztendlich garantierte die Straße, die schon 1535 die “Deser Stege” passierte, eine Anbindung zum Raum Bendorf-Vallendar.
1764 bis 1772 ließ der Trierer Kurfürst Clemens eine neue Brücke über den Saynbach auf steinernem Bogen bauen wegen der ständigen Probleme bei Hochwasser des Saynbaches. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand eine neue kleinere Brücke über einen Nebenlauf der Sayn. Das Fundament der älteren Brücke wurde schon 1805 ausgebessert; der Damm war durch das Wasser der Sayn z. T. extrem ausgespült.
1811 waren die beiden Brücken bereits wieder renovierungsbedürftig. Im Jahre 1817 mußte eine neue Brücke über den Wittgerter Bach errichtet werden.
1840 wurde eine neue steinerne Brücke unterhalb Deesen erbaut, da die vorhandene kleine Brücke einsturzgefährdet war. Ein Jahr später war die Erbauung zweier Bohlenbrücken erforderlich geworden.
In der Gemarkung lag 1667 und 1723 das Zollwirtshaus. Dieses wird durch das schwarze Schildchen und der darauf zu sehenden Kanne symbolisiert. Vor 1730 waren mit diesen Anwesen, das an der wichtigen Straße Herschbach – Vallendar/Bendorf lag, in der Reihenfolge der Erbleihe der Schultheiß Heinrich Kern, dessen ältester Sohn Johann Dietrich Kern, dessen Tochter Anna Magdalena verh. Lippin belehnt, 1730 dann Maria Veronika geb. Lippin und ihr Mann Johann Jacob Gassen.
Nach einem Bericht der zuständigen Kellerei vom 27. August 1756 mußte jeder Reisende, der aus dem Amt Herschbach kam, zu Deesen dem Landzoll entrichten.
1788 umfaßte das Bannwirtshaus, Hof, Stallung, Brauhaus, Garten, Landzoll, Wein-, Bier und Branntweinzapf. Es wurde damals an den Zöllner Johann Wilhelm Gassen gegen einen jährlichen Grund- und Erbzins verliehen. Das Wirtshaus wurde als kurfürstliches Lehen gegen einen Canon von 31 Reichstalern 18 Albus vergeben. Sicherlich im Zuge der Säkularisierung erfolgte 1816 eine Entschädigung für den erheblich verliehenen Zoll- und Bannzapf von jährlich 174 fl.15 kr. Schon 1818 wird als Leihträger Heinrich Gassen genannt. Im Jahre 1824 war das zum Wirtshaus gehörige Brauhaus, das wohl seit etwa 1790 lediglich als Holzschuppen gedient hatte, sehr baufällig.
Das Vermögen der Witwe Catharina Gassen geb. Fuhr bestand 1842 in Mobilien von 4.000 fl., Immobilien von 30.000 fl. und Ausständen von 5.000fl. Der gesamte Besitz war schuldenfrei. 1843 ging das Bannwirtshaus an den ältesten Sohn Jacob Gassen über. Die Ablösung des Erbleih-Bannwirtshauses erfolgte schließlich zwischen 1872 und 1874. Eine an die Erbleihträger zu verabreichende Holzabgabe wurde beispielweise 1874 mit 513 Talern 10 Sgr. abgelöst. Nach der Ablösung des jährlichen Erbpacht-Canons am 1. August 1874 ging das Anwesen in das Eigentum der Familie Gassen über.
Das Wappen der Ortsgemeinde Deesen ist somit in erster Linie landesgeschichtlich und wirtschaftshistorisch begründet.

Ortsgemeinde  Hundsdorf

Ortsgemeinde Hundsdorf
In Gold zwischen zwei auseinandergeschobenen roten Schrägrechtsleisten ein steigender, rotbewehrter und rotgezungter schwarzer Hund mit rotem Halsband.
Die Gemeinde Hundsdorf wird erstmalig im Jahre 1243 als “Hunisdorp” urkundlich erwähnt. Am 12. April 1243 vertauschte hier Heinrich von Isenburg sein Eigengut gegen den Mansus (Hof) Landshube, der zum Hof Wirges des Propstes Konrad von Kieneck von St. Florin zu Koblenz gehörte. Der Probst sollte von dem Allod zu Hundsdorf jährlich 18 Kölnische Pfennige Zins haben.
Der Ortsname zeigt in seinen grundlegensten, geschichlichen Entwicklungsformen bereits die Verbindung von Personennamen und -dorf-Endung: 1243 “Hundisdorp”, 1376,1734 “Hundsdorf”, 1393 “Huntzdorf”, 1536 “Honstorff”, 1604 “Huintsdorf”, 1664 “Honniszdorff”. Das Bestimmungswort geht auf einen Personennamen Hund oder Hundo zurück. Das Toponym ist somit sicherlich als Dorf des Hundo, des Hunderschaftssrichters (Unterrichters) in der Zent Alsbach zu deuten.
Die Wurzeln des Dorfes reichen viel weiter zurück, als die Ersterwähnung annehmen läßt. Vermutlich begegnet uns der Ort bereits im 9.Jahrhundert als Besitz der Abtei Fulda – “Hohdorf” – im Engersgau. Ohne Zweifel gehört die Gemeinde zu den frühesten und bedeutensten Siedlungen des Westerwaldes. Die -dorf-Orte treten vornehmlich mit der Eingliederung des Gebietes in den fränkischen Staatsverband bis vor dem 6. Jahrhundert auf.
Der schwarze Hund greift eine volksetymologische Deutung des Ortsnamens auf. Damit folgt das heraldische Symbolder für die frühe Wappenkunst des Mittelalters typischen Gestaltung redender Wappen. Der Betrachter vermag das Wappen sogleich mit dem Ortsnamen Hundsdorf zu assoziieren. Die eindeutige anomastische Rückführung des Toponymns auf den Personennamen Hund bzw. Hundo rechtfertigt zudem die Verwendung des Symbols.

Grundherrlich, vor allem aber landesgeschichtlich hatte das Haus Wied in Hundsdorf besondere Bedeutung. ” Da bis 1580 Gefälle des Hundsdorfer Bezirkes zur Ransbacher Grundherrschaft gehörten, darf man vielleicht diese Grundherrschaft an die Güter, die dem Kloster Fulda in Hohdorf im Engersgau geschenkt waren, anknüpfen.” Die Isenburger fungierten wohl als Vögte im Besitz der Abtei Fulda wie gleichsam in Großmaischeid und um Isenburg. Die Grundherrschaft Ransbach stellte mit dem Hof Erlen wiedisches Lehen verschiedener niederadliger Familien dar und gehörte sicherlich zum Isenburg-Braunsberger Erbe des zweiten wiedischen Grafenhauses. Graf Johann von Wied behielt sich erst 1850, als er Philipp von Reifenberg mit Kirchsatz, Zehnten und Hofgericht zu Ransbach belehnte, die Gefälle des Hundsdorfer Bezirks vor.
Heinrich von Isenburg besaß 1243 in Hundsdorf ein Eigengut. Philipp von Isenburg-Grenzau zählte unter seinen Trierer Lehen 1343 auch Herrschaft, Gericht, Leute, Güter und Gülten u.a. in den Dörfern der Pfarrei Alsbach. Gerlacb und dessen Sohn Johann von Isenburg-Arenfels mußten 1347 Erzbischof Baldewin von Trier Herrschaft, Gericht, hoch und nieder, in den Pfarreien und Dörfern Ransbach, Alsbach, Grenzhausen und in etlichen anderen Dörfern und Wohnplätzen mit Leuten austragen, um eine Belehnung mit Hönningen zu erlangen. Diese Lehen empfingen bereits im Jahre 1371 Gerlachs Schwiegersöhne, Graf Wilhelm von Wied und Salentin von Isenburg. Bei der Teilung jenes Erbes 1376 erhielt Gerlach von Wied u.a. auch Hundsdorf.

Mit anderen Renten und Gefällen überließ Philipp von Nassau zu Wellmich ebenso solche zu Hundsdorf, welche er von den von Staffel geerbt hatte, im Jahre 1568 dem Kölner Erzbischof Salentin von Isenburg. Die wiedische Kellerei zog hier den Zehnten 1596 ein, 1730 Wied-Neuwied. Die Pfarrei Alsbach verfügte ebenfalls 1730 über einen Anteil am Zehnten.
Im Bereich der hohen Feste “am Weißenstein” ließ Heinrich von Isenburg kurz vor 1213 die Burg Grenzau erbauen, die den Mittelpunkt einer Isenburger Herrschaft bildete. Zwischen 1304 und 1310 erfolgte eine Teilung des Territoriums zwischen Luther von Isenburg-Büdingen und Dietrich von Isenburg. Dietrich erhielt dabei den Teil mit Ransbach und Alsbach. Bei der Aufteilung des Isenburgischen Erbes 1376 fielen Alsbach, Grenzhausen, Hilgert, Hundsdorf und Rembs an Gerlach von Wied und verblieben über 430 Jahre als Exklave im Wiedischen Besitz. Hundsdorf ist seit 1594 als Bestandteil des Kirchspiels Alsbach bezeugt.

Beim Tode Graf Herrmanns von Wied und seiner Mutter Katharina 1592 erfolgte eine Trennung des Territoriums in zwei Teilherrschaften: die Niedergrafschaft Wied-Neuwied und die Obergrafschaft Wied-Runkel. Das Dorf Hundsdorf erlangt in den Besitz der Söhne Graf Hermanns: Johann Wilhelm, Hermann, Johann Casimir und Philipp Ludwig. Ein Amtsverwalter saß sicher seit 1751 in Grenzhausen. Die Verwaltungseinheit wurde 1788 Amt Grenzhausen, ab 1794 Amt der oberen Landeskirchspiele genannt. Im Jahre 1806 kam Hundsdorf mit dem Kirchspiel Alsbach von Wied-Neuwied an das neukonstituierte Herzogtum Nassau. Als Amtssitz fungierte seit 1808 Selters. Die Kirchspiele Alsbach und Grenzhausen wies man nach der Annexion des Herzogstums Nassau durch Preußen dem 1867 neugebildeten Unterwesterwaldkreis zu.
Die beiden roten Schrägrechtsleisten im goldenen Schild erinnern an die über 430-jährige Zugehörigkeit zu Wied bzw. Wied-Neuwied. Die Grafen von Wied führeten ein von Rot und Gold achtmal schräggeteiltes Wappen, belegt mit einem linksgewendeten natürlichem Pfau.

Ortsgemeinde  Nauort

Ortsgemeinde Nauort
Blau – Gold – Blau im Wellenschnitt schräglinks geteilt, gleichwertige Felder jeweils belegt mit zwei silbernen Wellenfäden, im goldenen Feld ein blauer Krug.
Die im Jahre 1279 urkundlich erwähnte Gemeinde Nauort liegt im ehemaligen Engersgau und gerhörte zur Herrschaft Isenburg-Grenzau. Mit dem Aussterben der Niederisenburgischen Linie fiel der Ort 1664 an Kurtrier, kam 1803 an Nassau-Weilburg, gehörte ab 1806 zum Herzogtum Nassau und ab 1866 in Preußen zur Provinz Hessen-Nassau. Landschaftlich liegt Nauort im Burgendreieck Sayn-Isenburg-Grenzau zwischen den reizvollen Tälern des Synbachs und des Brexbachs auf einem bewaldeten Hochplateau. Die Schräglinksteilung des Ortswappens durch Wellenschnitt steht mit den beiden blauen gleichwertigen Feldern, die ihrerseits jeweils mit zwei silbernen Wellenfäden belegt sind, für die beiden Täler mit dem Sayn- und dem Brexbach. Umfangreiche Bimsablagerungen aus der Vulkanzeit haben eine Bimsindustrie entstehen lassen, die lange Zeit Erwerbszweig der Nauorter Einwohner war. Der Bims mit seiner natürlich gelblichen Farbe ist im Ortswappen durch die goldene (gelbe) Farbe des mittleren gliechwertigen Feldes dargestellt. Neben der üblichen Landwirtschaft war aber auch das Gewerbe der Krugbäcker bis weit in das 19. Jahrhundert Existenzgrundlage und Broterwerb für die Nauorter. Das Handwerk der Krugbäcker dokumentiert im Ortswappen der typische Kannenbäckerkrug in blauer Tingierung. Im übrigen komplementieren sich die Feldfarben Blau und Gold zu den nassauischen Wappenfarben, zu dessen Territorium Nauort, wie eingangs erwähnt, lange Zeit gehörte. Heute ist Nauort eine Gemeinde mit guter Wohnlage und gewerblicher Entwicklung in der 1971 gebildeten Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach im Westerwaldkreis.

Das Wappen der Ortsgemeinde Nauort ist somit historisch, handwerklich und landschaftlich begründet.

Ortsgemeinde  Oberhaid

Ortsgemeinde Oberhaid
Von Blau über Rot durch einen silbernen Wellenbalken geteilt, oben ein silbernes Eichenaststück mit drei Blättern und zwei goldenen Eicheln, unten eine silberne Waage.
Die Gemeinde Oberhaid wird in der Namensform Heide erstmals 1376 urkundlich erwähnt. Salentin Herr zu Isenburg und Junker Gerlach von Wied, Herr zu Isenburg, schlossen einen Vertrag wegen der Hinterlassenschaft des Gerlach Herr von Isenburg. Dabei fiel an Salentin u. a. das Gericht Heyde mit dem Dorf Heyde.
Seit 1519 ist der Ortsname als Oberheide tradiert. Früher, 1235, ist bereits der Hof Heide, 1376 Nedernheide, 1539 Nidderheiden, belegt, womit der im 18. Jahrhundert wüst gewordene Hof Niederhaid gemeint ist. Zur Differenzierung von diesem Weiler hat sich die jetzige Namensform der Gemeinde bis heute gehalten.
Werner Metzler stellt den Ortsnamen in einen engen Zusammenhang zum Heidewuchs. Dieser vollzog sich auf unbebautem, unbewohntem Land. Das Toponym hat somit die natürliche Beschaffenheit des Siedelgebietes aus der Zeit der Dorfentstehung bewahrt.
Oberhaid darf man durchaus zu den ursprünglichen Waldrodungssiedlungen rechnen, wie auch noch die heutige Randlage zu bewaldeten Flächen verdeutlicht. Das silberne Eichenaststück nimmt auf diese siedlungsgeschichtlichen Hintergründe Bezug.
Die Landschaftsbezeichnung Haiderbach, ursprünglich auf die gerichtsherrlichen Zusammenhänge bezogen, bezieht die topographische Lage mit ein, kombiniert die durchfließenden Saynbäche mit dem vorherrschenden Heidewuchs. Die Kleine Sayn führt am Dorfrand Oberhaids vorbei und vereinigt sich wenig unterhalb mit der Großen Sayn. Der silberne Wellenbalken erinnert an die Lage an beiden Wasserläufen in der Landschaft “Haiderbach”.
Oberhaid war Sitz des Gerichts der Heiderbach, zu dem außer Ober- und Niederhaid auch Wittgert und Ellenhausen gehörten. Das Gericht wird durch die silberne Waage dargestellt. Es wurde nach 1304/10 eingerichtet, als bei der Grenzauer Erbteilung der Nordostteil des Kirchspiels Breitenau um Oberhaid an Isenburg-Arenfels fiel. Lehnsherr war Kurtrier. Das Gericht befand sich seit 1376 im Besitz der salentinischen Linie des Hauses Isenburg. Zwischen 1561 und 1565 wurde es mit dem Kirchspielsgericht Breitenau und der 1439 zugefallenen Herrschaft Grenzau vereinigt. Dem Gericht Oberhaid war die hohe Feste am Weißenstein als Landgericht übergeordnet. Die heutige Landschaftsbezeichnung “Haiderbach” ist ursprüngliche die Sprengelbezeichnung für die Orte des Gerichts: uff der hyderbach 1529, zu Heidt obigt der straszen 1535, kleine Veste der heiderbach 1539.
Mit dem Aussterben der Herren von Isenburg-Grenzau 1664 fiel u. a. Oberhaid an Kurtrier. 1802 kam die Gemeinde mit dem Kirchspiel Breitenau an Nassau. Die Amtsverfassung wies Oberhaid vor 1304/10 dem Amt Grenzau, um 1550 dem Amt Isenburg-Grenzau, dann erneut 1460 bis 1802 dem Amt Grenzau zu. Die Farbgebung des Wappens ist landesgeschichtlich begründet: Rot und Silber als kurtrierische Tinkturen, Blau und Gold als nassauische Farben.
Stadt Ransbach-Baumbach
n Silber drei rote Schrägbalken belegt mit einem blauen Krug, darauf ein dunkelblauer springender Hirsch.
Das Wappenmuster stellt eine Verbindung zwischen der historischen Vergangenheit unseres Ortes und dem seit Jahrhunderten hier vorherrschenden Kannenbäckergewerbe dar. Die drei roten Querbalken auf silbernem Grund bezeichnen das Wappen der Herren von Reiffenberg, Westerwälder oder Horchheimer Linie, die jahrhundertelang als Herren des zu Ransbach gehörigen Erlenhofes gleichzeitig Grundherren von Ransbach waren (1476 bis 1745).
Der dargestellte Töpferkrug als Sinnbild des Kannenbäckergewerbes sowohl der früheren Gemeinde Ransbach wie auch der früheren Gemeinde Baumbach, enthält den “Ransbacher Hirsch” als Wahrzeichen, wie er auf den ältesten Ransbacher Kannen und Töpfen angebracht ist.
Daher wird Ransbach-Baumbach oft auch als Töpferstadt im Herzen des Kannenbäckerlandes bezeichnet.

Ortsgemeinde  Sessenbach

Ortsgemeinde Sessenbach
Von Silber über Blau durch Wellenschnitt schräglinks geteilt, oben ein durchgehendes rotes Kreuz, unten silberne Hammer und Rodungshacke gekreuzt.
Durch eine Veröffentlichung von 1936 in >Nassauischen Analen< zur Ersterwähnung von Sinsinbach im Jahr 1220 kam es bisher zu Zweifeln über die Zuordnung zu Sessenbach oder Sensenbach – VG-Puderbach.

Nach der Auswertung weiterer Urkunden (Kopien von Dr. Baaden) von 1220, 1236 und 1273 muss man unter Berücksichtigung der hierin aufgeführten Ortschaften und Personen den Ritter Karolus von Sinsinbach, nun klar Sessenbach zuordnen.

In den Urkunden vom 7.März 1236 mit Ritter Karolus von Sinsinbach, sowie vom 29.Sept. 1236 mit Conradi von Sensenbach finden wir zwei unterschiedliche Namen im gleichen Zeitraum. Wobei Karolus nach Sessenbach deutet, Conradi jedoch der Vogtei Ascheid und Sensenbach zugeordnet werden könnte.

In einer Urkunde vom 11. Nov 1273 erscheint Friedrich von Synsinbach, der Sohn des Ritters Carl, seine Frau und Tochter Claritia.
Sie verkaufen dem Kloster Sayn….
Besiegelt von Graf Godefrid von Sayn und dem Abt von Romerstorp

Mit der Nähe der Orte Sessenbach, Sayn und Kloster Rommersdorf erklärt sich die Zuordnung der Urkunden. Die Ausstellungsorte der Urkunden, so wie Besitzungen der verwandten Häuser Arnstein und Isenburg deutet ebenfalls auf Sessenbach hin.

In den Werken von Helfrich Bernhard Wenck „die Hessische Landesgeschichte“, auf den sich später auch Joseph Kehrein stützt, wird Sessenbach als Sinsinbach im Jahre 1321 urkundlich erwähnt, …. als Luther von Isenburg Lehen in der Gemeinde besaß….

1383 erscheint Sessenbach als Herkunftsort eines Bürgers von Montabaur. (Sessenbacher Familienname Almangh > Ortsteil Allmanshausen ?)

Die Besiedlung der Gemarkung reicht weit über die urkundliche Ersterwähnung hinaus zurück. Ein Urnenfunde beim Bimsabbau wurde auf 1200 v.Ch. datiert. Anhand von Bodenfunden konnte eine Siedlung aus der Latènezeit (jüngere Eisenzeit) an der Straße nach Grenzau nachgewiesen werden.

Der Ortsname stellt ein Kompositum auf -bach dar, welches bis ins 16. Jahrhundert die Namengleichheit mit Sensenbach bei Dierdorf bewahrte: Sinsenbach 1383 und 1458, Sensenbach 1538. Werner Metzler führt den Ortsnamen auf den Personennamen Sinzo zurück. Mir scheint eine Deutung des Bestimmungswortes zu sos (sus, sis, sas) als uraltes Wort für Sumpf, Ried nahe liegender, zumal die Gemeinde vom Bach *1 gleichen Namens ihre Benennung übernahm.
*1 Sessenbacher Flößchen. Helfrich Bernhard Wenck beschreibt Urkunden um 950 mit der Seina und 1200 die Saina antiqua mit den Zuflüssen Mogendorfer Bach und dem Sessenbach.

Ausgehend von seiner relativ späten Ersterwähnung ist Sessenbach der jüngeren Schicht der -bach-Orte zuzuweisen, die meist aus Einzel- oder Hofsiedlungen erwuchsen und zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert siedlungsgeschichtlich anzusetzen sind.
Der Wellenschnitt hebt auf den Ortsnamen und die siedlungsgeschichtliche Einordnung der Gemeinde ab. In Sessenbach befanden sich vier größere Höfe mit unterschiedlichen grundherrlichen Bindungen:

Der 1630 erwähnte Isenburger Hof gelangte 1664 an Kurtrier, das noch 1723 den großen Trierer Hof in Besitz hatte.
Das Isenburg-Grenzauer Wollenschlägers Höfchen, das 1590 und 1630 genannt wird, gehörte ebenfalls seit 1664 (noch 1728) Kurtrier.
Der Kleine Hof wird 1711 genannt. Neben den vorgenannten Höfen wird der Kleine Hof 1753 auf einer Hebeliste für den Zehnt aufgeführt. 1785 erfolgt eine weitere Nennung. Zum Kleine Hof gehörte das Feld „Langstücker“.
Der „Jägerhof“ zu Sessenbach erscheinend 1711, 1785 im Taufbuch der Pfarrei Nauort. Hier könnte es sich auch um den Kleinen Hof handeln.

Schließlich ist der wüst gewordene Saynhof anzusprechen, der 1331 als Hof Uf der Seyne begegnet, als diesen Dietrich Herr von Isenburg-Arenfels Kurtrier zu Lehen auftrug. Aus dem arenfelsischen Erbe gelangte der Hof 1376 an Salentin von Isenburg und war 1553 auf das Haus Bruch verpfändet. Zusammen mit der Herrschaft Bruch an der Wied befand er sich seit 1554 im gemeinsamen Besitz der Erbtöchter der Linie Isenburg-Neumagen. Vor 1584 gelangte er mit Bruch an Sayn-Wittgenstein. Mehrere Besitzerwechsel vollzogen sich Ende des 17. Jahrhunderts. Nachdem der Hof nach einem Brand wüst gelegen hatte, wurde er 1660 von Graf Georg von Sayn-Wittgenstein an den isenburgischen Landschreiber und Keller Carl Valentin Behmer zu Herschbach veräußert. Er verkaufte ihn 1664 dem Landleutnant Hans Theiß Goebel von Urbach, später zu Irlich. Von diesem erwarb ihn wiederum 1690 das Kloster Oberwerth, das den Hof noch 1723 besaß. Letztlich war noch 1871 die Sessenbacher Fam. Werz Besitzer des Hofes.

Wied-Neuwied, Wied-Runkel und die von Walderdorf besaßen in der Gemarkung 1723 Wiesen. Am Zehnten war 1590 und 1600 Isenburg-Grenzau beteiligt. Dieser befand sich 1723 jeweils zur Hälfte in Besitz von Kurtrier und dem Keller Steiz zu Engers.4 Die Zehnten wurden ab 1840 abgelöst.
Gerichtsherrlich gehörte Sessenbach zunächst vorübergehend bis zur Reformation 1578 *2 zum Gericht Alsbach (Hohe Feste „Weißen Stein“), dann zum Gericht Nauort, welches für das Kirchspiel Nauort und die Isenburg-Grenzauer Teile des Kirchspiels Alsbach eingerichtet worden war. *2 ( ab 1578 für Alsbach Gerichtsplatz „ Urteilsstühl“ )
Landesherren waren zunächst die Herren von Isenburg. Bei der Erbteilung von 1304/10 kam das Kerngebiet des Kirchspiels Breitenau mit dem später aus dem Gerichtsverband heraus gelösten Kirchspiel Nauort an die mittlere Grenzauer Linie. Mit dem Aussterben der jüngeren Linie von Isenburg-Grenzau 1664, welche seit 1439 das Erbe übernommen hatte, fiel u. a. die Gemeinde Sessenbach an Kurtrier, 1802 mit dem Kirchspiel Nauort an Nassau. Die Amtsverfassung wies Sessenbach seit 1664 dem kurtrierischen Amt Grenzau zu. Nach 1802 blieb der Ort beim Amt Vallendar, ab 1815/16 gehörte er zum Amt Herschbach.

Von dort erfolgte 1816 die Anordnung zur Abtrennung des bisherigen Ortsteils Wirscheid aus der Gemeinde Sessenbach zur eigenständigen Gemeinde. Am 3. Mai 1817 erfolgte die Vereinigung der Ämter Herschbach und Selters zum Amtsbezirk Selters, seit 1867 Bestandteil des neu gegründeten Unterwesterwaldkreises.
Das rote Kreuz in Silber weist auf Kurtrier als zeitweiligen Grund- und Landesherrn hin. Blau ist eine der beiden nassauischen Farben und ist somit ebenfalls landesgeschichtlich begründet.

Wie im gesamten Westerwald dominierte auch in Sessenbach die Landwirtschaft das Erwerbsleben, obwohl das raue Klima und die schlechten Bodenverhältnisse wenig günstig wirkten. 1892 wurden 126 ha der 281 ha umfassenden Wirtschaftsfläche landwirtschaftlich genutzt. Der Waldanteil lag bei 141 ha. Die landwirtschaftliche Nutzfläche hat sich im Zeitraum 1937 bis 1960 nur unwesentlich von 137 ha auf 125 ha reduziert. Hauptanbaufrucht blieb in dieser Zeitspanne trotz starker Einbrüche der Hafer, wobei vor allem der Weizenanbau stark zunahm. Die Rindviehhaltung nahm von 1836 (91) bis 1912 (155) kontinuierlich zu und lag 1961 bei 135 Stück Rindvieh.

Die Zahl der agrarwirtschaftlichen Betriebe blieb im 19./20. Jahrhundert auf einem relativ hohen Stand von ca. 30 Höfen. Es handelte sich überwiegend um Betriebe mit einer Grundfläche von 2-10 ha. Der Umfang der Vollbauernstelle verringerte sich von 17 (1910) über 4 (1937) auf 3 (1961), während die Zahl der Nebenerwerbsstellen mit 18 im Jahre 1961 wieder etwa das Niveau von 1910 erreichte. Die Arbeitskräfte rekrutierten sich in der Nachkriegszeit nahezu ausschließlich aus Familienangehörigen.
Die Hacke hebt die hohe Bedeutung der Landwirtschaft innerhalb des Erwerbslebens der Gemeinde hervor.

Die Gemarkung Sessenbach verfügte über Bodenschätze, die im 19. Jahrhundert die Entwicklung bergbaulicher Aktivitäten ermöglichten. Abgesehen von Diabas-Vorkommen sind in erster Linie die Fortsetzungen von Blei-, Silber-, Kupfer-, Zink- und Eisenerzgängen im südwestlichen Revierteil des früheren Bergreviers Dillenburg anzusprechen, die als Zweiter oder Grenzhausener Gangzug firmierten. Ein Bergwerk Rauchehecke wurde am 18. Juli 1856 an den Pfarrer Stadelmann aus Alsbach verliehen. Wenige Jahre später ist der Betrieb der Gruben Oelberg, Vergnügen und Josephsegen mit vorwiegender Kupfererzgewinnung bezeugt. Oelberg enthielt in zwei Gängen von höchstens 0,75 m Mächtigkeit als Ausfüllungsmasse Quarz, aufgelösten Tonschiefer mit häufigen Ausscheidungen von Kupferkies und Schwefelkies. Sie sind von 1864 bis 1867 in einer Länge von zusammen 200 m über dem 12 m Teufe einbringenden Stollen aufgeschlossen und bis 10 m unter dessen Sohle stellenweise abgebaut worden. Die Gruben Vergnügen und Josephsegen wurden aufgrund eingelegter Mutungen vom 7. Juli 1870 bzw. 6. Juli 1870 am 15. August 1871 an den Kaufmann Carl Aldenbrück (Rechtsnachfolger: Gertrud Aldenbrück) aus Mühlheim a. d. Ruhr verliehen. Das Bergwerk Oelberg verlieh die Bergbehörde am 22. Januar 1863 an Wilhelm Kill aus Ebernhahn.

Neben den genannten Gruben existierten in der Gemarkung zwei weitere Vorkommen. Die Gruben Nauort III und Nauort IV wurden aufgrund eingelegter Mutungen vom 22. April 1872 bzw. 14. Juni 1871 am 10. Juli 1873 bzw. 10. März 1873 an den Hauptmann a. D. Hermann Joseph Willms aus Köln auf Eisenstein verliehen.

Der Hammer erinnert an die bergbaulichen Tätigkeiten in der Gemarkung.

Das Wappen der Ortsgemeinde Sessenbach ist somit onomastisch, siedlungs-, landes- und wirtschaftsgeschichtlich begründet.

Ortsgemeinde  Wirscheid

Ortsgemeinde Wirscheid
Gespalten, mit zwei gestürzten halben Spitzen geteilt, 1: in Silber zwei rote Balken, 2: in Grün goldenes Glockentürmchen mit zwei Schallfenstern, 3: in Grün schräglinks wachsende goldene Ähre zwischen zwei goldenen Eichenblättern bordweis, 4: in Silber durchgehendes rotes Kreuz, belegt mit goldener heraldischer Lilie.
Die Ortsgemeinde Wirscheid liegt im ehemaligen Engersgau, im Herrschaftsgebiet der Isenburger Grafen. Der Ortsname „Wirscheid“ ist vermutlich von „Wald des Wiro“ abgeleitet, denkbar ist aber auch von „Wychardus“, dem Grafen Wigger. Im Ortswappen steht für den Ortsnamen Wirscheid die Teilung durch zwei gestürzte halbe Spitzen, die zusammen als Heroldsbild ein „W“ darstellen und so den Anfangsbuchstaben (Paraphe) des Ortsnamens symbolisieren. Die frühe Zugehörigkeit von „Werscheid“ (Wihrscheid/Wirscheid) zum Amt/Schloss Grenzau zeigt eine Stammtafel der Grafenlinie Isenburg-Grenzau von 1228. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahr 1547 in einer Verpfändungsurkunde des Grafen Salentin von Isenburg, in der er einen Zehntanteil von Werscheid an Kurtrier verpfändete. In Erinnerung an die ehemaligen Landesherren Isenburg-Grenzau und die erste urkundliche Erwähnung ist deren Wappen, in Silber zwei rote Balken, auf den ersten Platz im Ortswappen aufgenommen. Mit dem Aussterben der Herren von Isenburg-Grenzau 1664 fiel die Herrschaft und somit auch Wirscheid an das Erzbistum Kurtrier, zu dem der Ort bis 1802 gehörte. Für die kurtrierischen Landesherren steht im Ortswappen deren Wappen, in Silber das durchgehende rote Kreuz. Nach 1802 kam Wirscheid an Nassau-Weilburg und gehörte ab 1815 zum neugebildeten Herzogtum Nassau. Der Ort wird immer im Zusammenhang Sessenbach-Wirscheid genannt und gehörte 1816 mit Sessenbach, Kaan, Grenzau und Kammerforst zum Gemeindebezirk Nauort. 1818 wird die Ortsgemarkung Sessenbach-Wirscheid getrennt und beide Ortsteile als eigenständige Gemeinden gebildet. Ab 1866 gehörte Wirscheid im Königreich Preußen zur Provinz Hessen-Nassau und kam hier 1867 zum neugebildeten Unterwesterwaldkreis. Die seit jeher enge Verbindung zum Nachbarort Sessenbach äußert sich heute noch durch die 1948/49 gemeinsam erbaute Marienkirche Sessenbach/Wirscheid als Filialkirche der Pfarreikirche Nauort. Seit 2007 wird die Kirche vom Förderverein zur Erhaltung der Marienkirche Sessenbach/Wirscheid unterhalten. Im Ortswappen ist die Marienkirche und so die Verbindung beider Gemeinden durch das Mariensymbol, die goldene Lilie, aufgelegt auf das rote Trierer Kreuz, dokumentiert. Die Gemarkung Wirscheid liegt landschaftlich eingebettet in einer grünen Talmulde und ist seit jeher von der Landwirtschaft und dem Wald geprägt. Für die Gemarkung, den Wald und die Landwirtschaft stehen im Ortswappen symbolisch die goldene Ähre zwischen den beiden Eichenblättern in grünem Feld. Ein besonderes Bauwerk in der Ortslage von Wirscheid ist das alte Schulgebäude mit seinem charakteristischen Dachreiter, dem Glockentürmchen, das über die Dächer hinausragt. Die 1892 erbaute und am 1.12.1896 eingeweihte Schule hatte ihren festen Platz in der Gemeinde, bis sie 1968/69 aufgelöst wurde. Das Gebäude ist aber bis heute der Mittelpunkt des dörflichen Lebens und als Dorfgemeinschaftshaus Treffpunkt für alle Bürger und Vereine, auch bei Festen und Feiern. Dieses historische Gebäude ist durch das goldene Glockentürmchen auf grünem Feld in das Ortswappen aufgenommen. Grün, als heraldische Farbe der Freiheit, Fröhlichkeit und Hoffnung steht aber auch für die nach wie vor feste Dorfgemeinschaft der Einwohner Wirscheids. Heute ist Wirscheid eine ländliche Wohngemeinde und in der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach Teil des 1974 neugebildeten Westerwaldkreises.

Das Wappen der Ortsgemeinde Wirscheid ist somit historisch und landschaftlich begründet.

Ortsgemeinde  Wittgert

Ortsgemeinde Wittgert
Von Schwarz und Grün durch silbernen Wellenpfahl gespalten. Links ein silberner Hammer und eine silberne Rodungshacke schräggekreutzt, Rechts ein silberner Tonkrug.
Nach den neueren Forschungsergebnissen HELLMUTH GENSICKES wird die Gemeinde Wittgert 1298 im Herkunftsname des “Widechinrode” erstmals urkundlich erwähnt. Damit ist der alte Ansatz 1376 “Wergerode” als überholt anzusehen.

Die Namensbezeichnung zum Zeitpunkt der Ersterwähnung der Gemeinde 1298 läßt die ursprüngliche Endung auf -rod noch deutlich erkennen. Die einzelnen Zeugnisse für die Entwicklung des Ortsnamens zeigen eine allmähliche Abschwächung der -rod Endung: 1376 “Wergerode”, 1452 “Wetgerode” und “Widtgenroth”, 1589 “Witgart”, 1598 “Wiedgerod”, 1760 “Wietgerth” und “Witgert”.

Siedlungsgeschichtlich ordnet der Ortsname Wittgert den zahlreichen Rodungssiedlungen des Westerwalds zu, die zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert entstanden.

Hinsichtlich dieser Niederlassungen ist wohl anzunehmen, dass man vor der schwierigen Arbeit des Rodens den Siedlungsplatz wählerischer betrachtete, als bei der Anlage der Ausbausiedlungen des 6. bis 11. Jahrhunderts und beim später verstärkten Ausbau über größere Erfahrungen verfügte. So wurde mancher Fehler in der Wahl des Siedlungsplatzes vermieden, weshalb sich diese Orte als langlebig und beständig erwiesen.

Die erste Silbe des Ortsnamens deutet METZLER durchaus einsichtig zu einem Personennamen vom Stamme VAR, etwa Warger. STURMFELS verweist auch auf einen möglichen Rückbezug auf den Personennamen WERGER. Daneben bietet sich ebenso Witiko an.

Bei der namensgebenden Person dürfte es sich um den Grundherrn des Siedlungsgebiets gehandelt haben. Als Namensgeber käme auch der sogenannte Lokator in Frage, d.h. der Siedlungsunternehmer, der für die Besiedlung des Dorfes mit Bauern gesorgt hätte.

Eine Deutung zu wit als Bezeichnung für Moor, Sumpf dürfte hier wohl unzutreffend sein.

Die silberne Rodungshacke ordnet Wittgert zum einen siedlungsgeschichtlich als Rodungsort ein. Daneben wird auch die herausragende Bedeutung der Landwirtschaft in der Wirtschaftsgeschichte des Dorfes symbolisiert.

Wie im gesamten Westerwald hatte auch in Wittgert die Landwirtschaft im beruflichen Leben eine hervorgehobene Stellung. Noch 1904 waren im Ort 45 Gehöfte, 40 viehhaltende Haushalte, sechs Pferde, 117 Stück Rindvieh, 71 Schweine verhanden. Von der 473,8 ha umfassenden Gemarkung waren 110 ha Wald (1905).

Für die Wirtschaftsgeschichte der Gemeinde ebenso bedeutsam mögen einzelne Krugbäcker in Wittgert gewsen sein. 1723 werden die Euler Johannes Crulius und Jacob Linck genannt. Ofengeld als Euler zahlten 1760 in Wittgert: Johannes Corzilius, Ludwig Corzilius Witwe, Christ Corzilius, Johannes Cromeich, Johannes Günther. Christian Corcilius Witwe und Johannes Gönthers Witwe waren 1769 und 1771 Schnatzen, während Wilhelm Crommeich als Krugmeister erwähnt wird. 1777 wurde der Clara Gönthers Witwe in Wittgert von der zuständigen Zunft das Meisterrecht der Krugbäcker erteilt.

Besonders sehenswert ist das “Alte Haus” von 1813. In den Fachwerksfächern zeigt sich eine sehr hübsche Schabkunst mit bäuerlichen Motiven und Lebenssymbolen. An Türen und Figuren im Hausinnern findet sich gleichwertige Schnitzkunst. An seiner Stelle stand eine Eulerei, wie Scherbenfunde bewiesen haben.

Auch von einer früheren bergbaulichen Tätigkeit in der Gemarkung ist in den Archivalien die Rede. Auf einigen Gruben wurde (Braun-) Eisenstein gefördert. Im einzelnen handelt es sich um nachfolgende Betriebe:

– Kronacker, Eisenstein, Lehnträger: Hütteninspektor Engels zur Saynerhütte bei Bendorf. Belehnung: 10. Oktober 1848.
– Einigkeit, Eisenstein, Lehnträger: Hütteninspektor Engels zur Saynerhütte bei Bendorf. Belehnungen: 10. Oktober 1848, 13. Dezember 1849 und 14. März 1851.
– Johannesberg, Eisen, Lehnträger: Johannes Schultheiß zu Hirzen. Belehnung: 10. Oktober 1855.
– Neuruth, Eisen, Lehnträger: Pfarrer Rott zu Höhr. Belehnung: 19. Juli 1856.

Auch eine Eisenstein-Grube Hundsköppel scheint schon 1848 faßbar zu sein, war aber in jedem Fall zwischen 1867 und 1869 im Betrieb. Die Grube Johannesberg befand sich sicher zwischen 1862 und 1867, wahrscheinlich jedoch schon früher, im Besitz des Wilhelm Wissmann zu Bonn. Bereits 1858 hatte Jakob Gassen von Deesen für Wissmann um Anlage einer “Eisensteinwosch” auf der Grube nachgesucht. Die Grube Neuruth war ebenso zumindest zwischen 1867 und 1869 noch in Betrieb. Einen Steinbruch für die Ausbeute von Bruchsteinen besaß die Gemeinde Wittgert zudem um 1892.

Auch die beiden heraldischen silbernen Symbole Hammer und Tonkrug erinnern an bedeutende wirtschaftshistorische Aspekte der Ortsgeschichte, bergbauliche und tonverarbeitende Tätigkeiten.

Wittgert war Bestandteil des Kirchspiels und der Vogtei (über den Besitz des Stiftes Dietkirchen) Breitenau. Zusammen mit der Pfarrei rechnete der Ort zur Herrschaft bzw. dem Amt Grenzau, das für den Streubesitz des Hauses Isenburg eingerichtet worden war. Landesherrn waren zunächst die Isenburg-Grenzauer der älteren Linie vor 1213 bis 1291. Dietrich von Isenburg-Arenfels und Luther von Isenburg-Büdingen nahmen dann zwischen 1304 und 1310 eine Teilung der Herrschaft Grenzau vor. Als Trennungslinie wurde die Straße von Bendorf, die hart westlich Grenzhausen und Alsbach ostwärts Grenzau über Deesen, Sessenhausen nach Herschbach verlief, gewählt. Luther erhielt den Teil nördlich dieser Straße, während südöstlich der alten Herrschaft Grenzau an Isenburg-Arenfels fiel.

1376 rechnete die Gemeinde zum Gericht Haiderbach, das nach der Erbteilung von 1304/10 von Isenburg-Arenfels in dessen Teil des Kirchspiels Breitenau eingerichtet worden war.

Seit 1460 behauptete sich – nach der Ererbung eines Teils der Herrschaft – endgültig die salentinisch jüngere Linie Isenburg-Grenzau als Landesherr bis 1664. Sie vereinigte zwischen 1561 und 1565 wieder das kleine Gericht Oberhaid mit dem Kirchenspielsgericht Breitenau.

Im Jahre 1664 fiel die Herrschaft Grenzau zusammen mit Horhausen, Herschbach und Arenfels an das Erzstift Trier, da die Grafen von Isenburg ausstarben. Vom Ende des 17. Jahrhunderts bis vor 1738 gehörte die Gemeinde zum Amt Sayn, 1738 bis 1802 zum Amt Vallendar. 1801 ging der linksrheinische Hauptteil des Erzstiftes an Frankreich verloren. Die rechtsrheinischen Gebiete kamen am 21. Oktober 1802 an die Fürsten von Nassau.

Der Reichdeputationshauptschluß bestätigte die Gebietsveränderungen, von denen in dieser Region insbesondere die Nassauer profitierten. Im Rahmen der Rheinbundakte kam Wittgert 1806 an das neugebildete Herzogtum Nassau. Das Gebiet ging infolge des Deutschen Krieges in preußische Verwaltung über. Die 1867 durchgeführte Verwaltungs- und Gebietsreform teilte Wittgert dem neugeschaffenen Unterwesterwaldkreis mit dem Sitz Montabaur zu.

Landschaftlich rechnet man Wittgert heute zu den sogenannten “Haiderbach-Gemeinden” im Unterwesterwald. Diese Zugehörigkeit dokumentiert der silberne Wellenpfahl, der darüber hinaus auch an die Lage der Gemarkung im Einzugsgebiet des Saynbach verweist.