Hessen

Stadt Borken (Hessen)

In Silber ein golden bewehrter roter Löwe, der mit einem sechsstrahligen silbernen Stern auf der Schulter belegt ist.

In einem Schreiben vom 30.8.1950 schreibt Hanas Joachim von Brockhusen. Sachbearbeiter für Wappenfragen beim Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg/Lahn, Kugelgasse 10 wie folgt:

“Zum Wappen der Stadt Borken, Bez. Kassel.
Borken wird um 800 zuerst genannt, kam als Besitz des Klosters Hersfeld an die Grafen von Ziegenhain, die um 1260 die Burg an Volprecht von Borken zu Lehen gaben. Werner von Löwenstein genannt Schweinsberg trug seine Hälfte der Burg 1297 an Hessen auf und verkaufte sie 1302 ganz an den Landgrafen. Darauf traten auch die Ziegenhainer 1317 ihre Hälfte an Hessen ab und nahmen die andere von Hessen zu Lehen. Als Johann II. Graf von Ziegenhain und Nidda, der schon 1428 mi t Landgraf Ludwig I. einen Schutz- und Hilfsvertrag geschlossen und bald danach seinen ganzen Besitz von ihm zu Lehen genommen hatte, am 14.2.1450 gestorben war, fiel auch seine Hälfte an Burg und Stadt Borken mit dem zugehörigen Amt an Hessen heim.
Bald nach 1317 haben Hessen und Ziegenhain gemeinsam die Stadt Borken gegründet; doch erst 1431 erscheint deren Siegel mit einem Löwen (laut Mitteilung von Amtsgerichtsrat i.R. Wilhelm Rabe in Wetter, Bearbeiter der Geschichte des Amtes Borken für den Atlas von Hessen), der deutlich das Übergewicht von Hessen zeigt. Obwohl seit dem 14. Jahrhundert der Brauch sich durchsetzt, den bunten hessischen Löwen durch erhabene und vertiefte Streifen auch in Siegeln deutlich zu kennzeichnen, sind solche bei dem Borkener Wappentier weder am Anfang, noch 1525 festzustellen (nach Otto Hupp Ortswappen der Kaffee HAG, Provinz Hessen-Nassau, Borken). Augenscheinlich stand der Löwe rot in weißem Feld, das gern durch Silber verschönt wurde und mit der Zeit bläulich oxydierte, wie es bei vielen Wappen geschah. Auf diese Art war eines Tages der rote Löwe in blauem Schild zu sehen, was für die Sicht auf Entfernung ungünstig ist und in alter Zeit deshalb nie Brauch war. Aus reiner Verlegenheit gab man deshalb 1681 und noch etwas weiter weiße Querstreifen dazu und stempelte ihn so irrtümlich zum hessischen Wappentier, wie ihn dann auch Otto Hupp mangels besserer Kenntnis in den 1930er Jahren bei seinen Ortswappen abgebildet hat. 1884 dagegen (bei M.v.L´Estocq, Hess. Landes- und Städtewappen, Tafel IV) und noch auf einer Stadtfahne von Borken, die nicht mehr benutzt worden war, aber aus Anlaß der 500-Jahrfeier in Ziegenhain vom 10. bis 12.6.1950 dort auf dem Paradeplatz gehißt war, ist der Löwe völlig rot in Blau dargestellt.
Oberpfarrer i.R. H. Knodt, hatte am 4.3.1950 der Stadt Borken eine Änderung vorgeschlagen: In Blau den gelb gekrönten und weiß-rot gestreiften hessischen Löwen, der als Beizeichen in den Pranken einen Schild mit zwei roten Zinnenbalken in Gelb hält wegen der Herren von Borken. Dagegen sprechen mehrere Gründe: Zunächst legt Borken Wert auf die Feststellung, daß der ursprüngliche Löwe rot in Weiß war. Außerdem war das Wappen der Herren von Borken ähnlich dem zahlreicher Geschlechter aus der Umgegend ein weißer Schild mit zwei blauen Fehbalken, deren Muster hier zufällig zinnenförmig geschnitten ist und nicht etwa auf „borg“ = Burg wegen Borken anspielt. Diese Borkener Ritter waren obendrein nur vorübergehend ziegenhainische Lehensträger auf der Burg, hatten in der späteren Stadt neben Hessen und Ziegenhain keinerlei Hoheitsrechte. Weiter hat Dr. Otto Korn, früher Archivrat in Marburg, sowohl für den Landkreis Marburg als auch gerade für den Kreis Fritzlar-Homberg je einen Löwen mit einem Schild als Zutat entworfen, sodaß es geschmacklos wäre, dieses Motiv für Borken zu wiederholen.
Daher habe ich der Stadt Borken empfohlen, wieder den alten roten Löwen mit gelber Bewehrung in Weiß (Silber) zu führen, jedoch belegt auf der Schulter mit einem sechszackigen weißen Stern aus dem Wappen der Grafen von Ziegenhain als ehemaliger Mitherren neben Hessen, zugleich auch zum Unterschied von anderen gleichfarbigen Löwen (z.B. bei der Stadt Braunschweig). Dieses Bild wirkt auch vom künstlerischen Standpunkt aus ansprechender, weil das Tier seine Vorderpranken frei ausstrecken kann. Der gleiche Löwe mit Stern, doch ohne den beengenden Schild, soll im Stempel des Stadtsiegels und auf der weißen Stadtflagge stehen, die lediglich nach dem Muster der in Ziegenhain gezeigten am Rand von zwei schmalen roten Streifen eingefaßt ist.
Mit diesen Entwürfen hat sich die Stadtverwaltung von Borken nach eingehender Besprechung grundsätzlich einverstanden erklärt, und so werden sie hiermit der Hessischen Landesregierung zur Bestätigung vorgelegt.“